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Holzfurzende Scheußlichkeiten

■ Tardieus „Das Möbel/Der Schalter“im Altonaer Theater

Das Möbel erfüllt alle Wünsche, die man nicht hat. Wer will schon einen Staubwedel geschenkt bekommen? Oder ein Gedicht von Goethe hören? Seit Montagabend ist das sinnlose Objekt als holzfurnierte Scheußlichkeit auf der Foyerbühne des Altonaer Theaters zu bestaunen. Jean Tardieus 1955 veröffentlichter Einakter um einen wahnsinnigen Erfinder, dessen multifunktionales „Möbel“schließlich ein tödliches Eigenleben entwickelt, bildet den Auftakt zur neuen Reihe „absurder montag“in Altona. Unter der Regie von Kristina Faust wird das etwas zähe Möbel und ein weiteres absurdes Zwei-Personen-Stück des Franzosen aufgeführt: Der Schalter zieht Bürokratie und selbsternannte Lebensberater durch den Kakao.

Zwischen rot-weißen Absperrkordeln vollführt der Schalterbeamte (Beate Rysopp) elegante Schwimmbewegungen auf dem Trockenen. Der Auskunftsuchende (Ole Schloßhauer), ebenso wie sein gegenpart in Spießerklamotten und Badelatschen gekleidet, muß währenddessen eine Wartenummer aus einem Wartenummerautomat ziehen und diese ordnungsgemäß in einen Entwertungsautomaten stecken. Fragen stellen darf er noch lange nicht – erst einmal ist er zur Auskunft verpflichtet. Was als realistische Satire auf den Beamten-Irrsinn beginnt, entwickelt sich zum grotesken Frage-Antwort-Spiel über Leben und Tod. Schließlich verkehren sich die Rollen: Der Auskunftsuchende wird zum gestrengen Richter, der Beamte zum ohnmächtigen Kind.

Kristina Faust hat Den Schalter phantasievoll und mit viel Liebe zum komischen Detail inszeniert. Wenn Beate Rysopp auf den Startblock steigt und die Abfahrtszeiten der Züge nach Starnberg und Kiel herunterrattert, ist sie ganz die gestrenge Beamtin. Doch die Rolle des ängstlichen Mädchens, das sich mit dem Schwimmreifen um den Hals ein Stück Sicherheit verschaffen will, gibt sie genauso glaubwürdig. Auch ihr Partner Ole Schloßhauer wechselt spielend von einer Machtposition in die andere. Vieles ist grotesk überzeichnet. Aber so gehört es sich nun mal für absurdes Theater. Karin Liebe

bis 15. Dezember, jeweils montags

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