■ Kommentar: Fragwürdige Übernahme
Allzu reformfreudig haben sich die städtischen Krankenhäuser in den letzten Jahren nicht gezeigt. Insofern hat das Übernahmeangebot durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband auf den ersten Blick durchaus Charme. Einer der Fürsprecher des Konzeptes, Ellis Huber, hat für den Verband ein innovatives Konzept für das Krankenhaus der Zukunft erstellt. Doch ist Skepsis angebracht, will doch der DPWV erst alle städtischen Kitas und dann auch noch alle kommunalen Kliniken übernehmen. Das spricht für die Vermutung der ÖTV, daß es hier in erster Linie um den Ausbau einer Machtposition geht.
Noch dazu weist das DPWV-Modell eine ähnliche Tendenz zur Zentralisierung auf wie der Plan von Gesundheitsstaatssekretär Detlef Orwat, alle städtischen Häuser als GmbHs unter dem Dach einer Holding zusammenzufassen. Ob dies die gewünschten Synergieeffekte bringt, ist fraglich. Vielmehr dürfte die Holding zusätzliche Bürokratie schaffen.
Bei der Überlegung, wie die städtischen Krankenhäuser wirtschaftlicher arbeiten können, kann die Besitzstandswahrung der Beschäftigten nicht zum Maßstab aller Dinge gemacht werden. Die effektive Organisation des Gesundheitswesens darf aber auch nicht einseitig auf Kosten der Angestellten gehen. Selbst die ÖTV sieht ein, daß der zu kostenintensive Verwaltungsapparat der Kliniken gestrafft werden muß. Das ÖTV-Modell hat dabei den Vorteil, die ökonomische Eigenverantwortung der Kliniken zu stärken. Einen Trumpf haben die Gewerkschaften: Gegen den Widerstand der Beschäftigten ist ein Verkauf an den DPWV nicht durchzusetzen. Dorothee Winden
Siehe Bericht Seite 22
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