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Adieu, Harry. Seit gestern ist der Preis nicht mehr heiß

Es gab Zeiten, da war er Gott. Einmal am Tag hat ER aus Wasser Wein gemacht: Wer wußte, ob Cornflakes 5,95 Mark kosten, konnte bei „Der Preis ist heiß“ den Himmel auf Erden gewinnen. Das ist jetzt 1.873 Sendungen her. Mit der Zeit aber wurden die Gläubigen weniger – und die Wunder kleiner. Oder war es umgekehrt?

Gestern um 11 Uhr hat Harry Wijnvoord (48) sein letztes Hochamt zelebriert. Bis zum Schluß lächelte er weise, und sein Jünger Walter Freiwald ließ uns aus dem Off wissen, daß man mit den kleinen Dingen des Alltags ein Weilchen lang den Alltag vergessen kann. Die Show, die eigentlich Werbung ist, startete 1989, in der Frühphase der Privat- und Trash-TV-Kultur (s. unten) im RTL-Vorabendprogramm. Die Kritik rieb sich erwartungsgemäß heftig an den hohen Gewinnen und geringen moralischen Hürden zwischen Show und Werbung.

Die Zuschauer goutierten das televisionäre Tun – das mit Affekten wahrlich nicht geizt – dafür um so mehr. Während es aber in den Krawalltalks von heute vor allem um die „Bad Vibrations“ Haß, Eifersucht und Neid geht, war „Der Preis ist heiß“ immer ein einziges Glücksgefühl. Daß dem vor allem ältere (wenig kaufkräftige!) Menschen verfallen waren, war letztlich der Tod der Show. Gott brachte keine anständigen Quoten mehr. klab/Foto: RTL

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