Professionelle Schnäppchenfahnder

Wer verkauft das billigste Sofa, Parkett oder Gartenhaus? Preis-Agenturen wie „pro buy“ helfen allen, die Geld und Zeit sparen wollen bei der Suche nach den günstigsten Angeboten. Die Idee dafür kommt aus den USA  ■ Von Barbara Bollwahn

Jürgen Wiedorn hat so ziemlich alles im Angebot: weiße Ware, braune Ware, Autos und Möbel. Hinter weißer Ware verbergen sich Kühlschränke und Waschmaschinen, bei brauner Ware sind Telefone oder Fernsehgeräte gemeint. Jürgen Wiedorn kann nicht nur so ziemlich alles besorgen, was das Herz begehrt. Er kann es sogar fast immer günstiger auftreiben. Doch Wiedorn ist kein Hehler. Es ist sein Job, Kunden bei der Suche nach Schnäppchen zu helfen.

Der 54jährige arbeitet bei der Preis-Agentur „pro buy“ in Wilmersdorf. Seit 1994 fahndet das Unternehmen nach den günstigsten Preisen für Haushaltsgeräte, Computer, Musikinstrumente, Durchlauferhitzer, Fenstereinbauten, Autovermietungen oder Reisen. Die Idee, dem Kunden beim Geld- und Zeitsparen zu helfen, stammt aus den USA. Seit 1992 bis heute wurden in Deutschland über 100 sogenannte Franchise-Agenturen eröffnet – zwei davon in Berlin. „Franchising“ heißt nichts anderes, als daß man sich eine Firmenidee erkauft. Bei „pro buy“ kostet das etwa 3.000 Mark für das Know-how und die Software. Dazu kommen monatlich etwa 200 Mark Gebühren und derzeit 6 Prozent des monatlichen Umsatzes für die Zentrale in Mannheim.

Ein Beispiel: Ein Kunde hat in einem Geschäft 75 Quadratmeter Parkett zum Preis von 5.025 Mark gesehen. Er hat keine Zeit oder keine Lust, mühsam Vergleichsangebote einzuholen. Also erteilt er „pro buy“ einen Rechercheauftrag mit Angabe des Anbieters und des Preises. Dann recherchiert Wiedorn entweder in der PC-Datenbank oder telefoniert mit lokalen Händlern in seinem Einzugsgebiet Dahlem, Grunewald und Wilmersdorf. Ergebnis: Er findet das gleiche Parkett zum Preis von 4.295 Mark. Als Lohn bekommt die Preis-Agentur 30 Prozent der Preisdifferenz.

Wiedorn hat etwa drei bis vier Aufträge pro Tag. 60 Prozent der Kunden sind Privatleute. „Im ersten Jahr wurden wir nur ausgetrickst“, sagt eine Mitarbeiterin von Wiedorn. „Die Leute haben sich die Preise von uns machen lassen und uns dann keinen Auftrag erteilt.“ Seitdem jeder Kunde einen Rechercheauftrag unterschreiben muß, laufen die Mitarbeiter nicht mehr Gefahr, umsonst zu recherchieren.

„Die schnelle Mark ist damit aber nicht zu machen“, warnt Wiedorns Mitarbeiterin. Die Firmenleitung überlegt nach Angaben von Pressesprecher Frank Fischer derzeit, die 6 Prozent Franchisegebühr auf 2 Prozent runterzufahren. Denn noch läuft das Geschäft nicht so gut wie in den USA.

Außer dem Einstiegskapital braucht man Hintergrundwissen im Finanz- und Betriebswirtschaftsbereich, gute Kontakte zu Händlern und Chefetagen und eine Anlaufzeit von etwa zwei Jahren. „Eine Hausmutti ohne fachliche Kompetenz“ habe da schlechte Karten, so die Kollegin von Jürgen Wiedorn.

Die „pro buy“-Mitarbeiterin beklagt, daß Preis-Agenturen in den USA viel besser funktionierten. Dort würden viele Einkaufsabteilungen „Hand in Hand“ mit den Agenturen zusammenarbeiten. Hier zeigten Einkaufsleiter von mittelständischen Unternehmen aus Angst um ihren Job kaum Interesse. „Wenn eine Preis-Agentur den Einkauf billiger macht, ist der Einkaufsleiter doch weg vom Fenster.“