: Zeit macht Qualität
■ Modellprojekt an der HWP erarbeitet Zeitmanagement für Hamburg
Gibt es tatsächlich endlich eine Geheimwaffe zur Verbesserung der Lebensqualität in Hamburg? Der spröde Charme des Programms „Zeiten und Qualitäten der Stadt“, einem Projekt, das es mittlerweile zum Hamburger Modellvorhaben, zum Expo-Projekt und zum EU-Programm gebracht hat, erschließt sich erst auf den zweiten Blick.
Dabei, so zeigte die gestrige Präsentation in der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), geht es um die Suche nach Lösungen für scheinbar banale Probleme: Stimmen Zeitangebot und Zeitnachfrage in der Stadt miteinander überein? Nein, wie jeder aus eigener Erfahrung weiß: Jugendclubs sind abends und am Wochenende geschlossen, die Arztpraxis ist immer dann zu, wenn man wirklich krank wird.
Weder Markt noch Politik haben es bislang geschafft, dieses offenkundige Auseinanderklaffen von Bürgerwunsch und Institutionenangebot zusammenzubringen. Ulrich Mückenberger, Arbeitsrechtler an der HWP, ist einer der aktivsten Vertreter einer neuen europaweiten Bewegung, die über das Thema Zeit die Lebenswirklichkeit in den Städten nachhaltig verändern wollen. Die neuen Zeitkämpfer laben sich nicht nur an Vokabeln wie „Vernetzung“oder „Soziale Innovation“– ihr Forschen und Ausbilden (Studiengang an der HWP) hat sogar schon ganz praktische Folgen: Im Hamburger Modellgebiet Barmbek-Uhlenhorst etwa bieten 16 Ärzte Sprechstunden auch am Samstagvormittag an, im Ortsamt lassen sich täglich Termine zwischen 7 und 19 Uhr verabreden. Eimsbüttels Bezirkschef Eddie Mantell erhofft sich gar eine generelle „Befruchtung der Hamburger Verwaltungsreform“. Es könne nicht angehen, so Mantell, daß die Öffnungszeiten von Jugendclubs sich allein nach den Arbeitszeitwünschen der Sozialarbeiter, kaum aber nach den Bedürfnissen der Jugendlichen richteten.
Zusammen mit Hannover – hier arbeiten öffentliche Großbetriebe an einem neuen Zeitmanagement – und Bremen, wo in Vegesack gerade das erste „Zeit-Büro“seine Pforten öffnete, wird Hamburg bei der Expo 2000 als gemeinsames Projekt auftreten. Florian Marten
Kontakt und weitere Informationen: Projektbüro „Zeiten und Qualitäten der Stadt“an der HWP, % 41233619 und 41234150.
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