: Kluge Egoisten
■ „Wir fordern Reformen, die der Umwelt nützen und für unser Unternehmen gut sind“
Die AEG Hausgeräte hat sich in Deutschland als ökologischer Vorreiter profiliert, speziell durch eine Kooperation mit dem BUND bei der Forderung nach einer ökologischen Steuerreform. Was steckt hinter diesem Profil? Eine gute Marketingstrategie oder Überzeugung? Bernward Janzing sprach mit dem Leiter der Abteilung Umweltpolitik des Nürnberger Unternehmens, Reiner König.
taz: Die Firma AEG Hausgeräte kooperiert mit dem BUND, die Medien berichten darüber, die Firma ist im Gespräch. Um die Umwelt geht es dabei doch gar nicht mehr. Ist das alles nicht nur billige Werbung?
Reiner König: Ganz klar verfolgen wir mit unserem Engagement auch ökonomische Interessen. Wir können ja nicht anstreben, daß eines Tages in Nürnberg ein grüner Grabstein steht mit der Aufschrift „Hier ruht die AEG Hausgeräte“. Aber wir sehen auch, daß die Wirtschaft nicht mehr so zerstörerisch mit der Umwelt umgehen darf, wie sie es bisher getan hat. Wenn wir jedoch sagen würden, wir seien Altruisten, also an unserem Geschäft nicht interessiert, dann würde doch jeder erkennen, daß das verlogen ist.
Ihr Unternehmen fordert eine ökologische Steuerreform, und Sie sagen selbst, daß die AEG von einer solchen Reform – mit höheren Energiepreisen zum Beispiel – wirtschaftlich profitiert. Auch hier: Eigeninteresse des Unternehmens?
Es gibt kluge Egoisten, und es gibt dumme Egoisten. Wir zählen uns zu den klugen, weil wir Reformen fordern, die der Umwelt und damit der Gesellschaft nützen, zugleich aber auch gut sind für unser Unternehmen. Firmen, die eine Ökosteuer ablehnen, tun das aus einem vermeintlichen Eigeninteresse heraus und beachten dabei nicht, daß sie die Kosten der Umweltschäden an anderer Stelle bezahlen müssen. Diese Firmen orientieren sich nur an vordergründigen Vorteilen – sie meine ich, wenn ich von dummen Egoisten spreche.
Sie fordern eine ökologische Wirtschaft, aber haben selbst Produkte im Programm, die in Ökohaushalten tabu sind. Sie verkaufen zum Beispiel Wäschetrockner, die gigantische Energieverschwender sind. Die Trockner der AEG bekamen von der Zeitschrift „Öko-Test“ vor einigen Jahren das Siegel „nicht empfehlenswert“, weil der Energieverbrauch zu hoch war. Wie paßt das zu Ihrem Öko-Image?
Man darf nicht eine ganze Geräteklasse verdammen. Manche Leute brauchen den Trockner einfach. Und deswegen bieten wir sie an. Aber wir haben unsere Trockner weiterentwickelt: Unser neues Modell braucht nur noch halb soviel Strom, kostet allerdings das Doppelte.
Dennoch ist die Wäscheleine ökologischer. Außerdem wandert jedes Gerät irgendwann in den Müll. Was tun Sie zur Müllvermeidung?
Nachhaltigkeit ist für uns ein Pflichtthema. Unsere Geräte halten mindestens 15 Jahre und sind so gebaut, daß sie bestmöglich recycelt werden können. Wir haben es geschafft, daß bei den Käufern von Haushaltsgeräten Öko-Argumente inzwischen eine große Rolle spielen. Soweit ist die Computerbranche noch nicht und die Unterhaltungselektronik auch nicht.
Wie sind die Chancen, daß eine ökologische Steuerreform Wirklichkeit wird?
Wir wissen, daß es immer Hinterbänkler gibt, die notwendige Veränderungen zu blockieren versuchen. Aber wir glauben, daß die Welt nicht so naiv ist, sich auf Dauer von den Blockierern beeindrucken zu lassen.
Carlhanns Damm, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der AEG Hausgeräte, hatte die Öko-Linie der Firma immer protegiert. Was sagt Ihr neuer Chef, Mauro Marcone, dazu?
An der erfolgreichen Marketing- und Umweltstrategie der AEG wird nicht nur festgehalten, wir werden unser Engagement sogar noch ausbauen. Das hat Marcone bereits betont. Außerdem hat auch unsere Konzernmutter Electrolux in Stockholm das Thema Ökologie in Unternehmen explizit zum Thema gemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen