: Elchtest zwingt Mercedes zur Vollbremsung
■ Die Kosten für das umgekippte Auto zahlt letztendlich die öffentliche Hand allein
Berlin (taz) – Für den Mercedes-Zulieferer Bosch ist der umgekippte A-Klasse-Wagen ein Glücksfall. Die Firma erweitert gerade ihre Kapazitäten, um die zusätzlich angeforderten Fahrdynamikregelungen zu produzieren. Dieses ESP-System soll verhindern, daß das Auto bei extremen Lenkbewegungen umfällt, wie es kürzlich bei einem Ausweichmanöver, dem „Elchtest“, in Schweden passiert ist. Doch weil Bosch nicht sofort liefern kann, hat Mercedes den Verkauf der A-Klasse am Dienstag gestoppt. Zwölf Wochen länger müssen die Kunden nun auf ihr bestelltes Gefährt warten. 50 Millionen Mark kostet allein das den Konzern, schätzt Pressesprecher Roland Klein.
In Rastatt, wo die A-Klasse hergestellt wird, haben die Mechaniker derweil wenig zu tun. In den kommenden Wochen sollen nur 200 statt der bisher geplanten knapp 900 Autos am Tag vom Band rollen, die dann bis zum Eintreffen des ESP-Systems zwischengelagert werden. „Zum Glück haben wir ja das atmende Fabrikmodell“, sagte gestern Roland Klein. Dieses Arbeitszeitmodell, bei dem Mitarbeiter ein Zeitkonto haben, erlaubt eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, ohne zusätzliche Kosten. Pech für die Arbeitnehmer. Mercedes rechnet damit, daß die Nachrüstung der bisher schon produzierten 17.000 Autos weitere 50 Millionen Mark kostet: Zum einen bekommt jeder Kunde gratis das ESP-System nachgeliefert. Zum zweiten müssen einige tausend Autos mit neuen Reifen bestückt werden.In Zukunft rechnet Mercedes mit jährlichen Zusatzkosten von etwa 100 Millionen Mark für die Produktion der A-Klasse.
Doch der Konzern versichert, daß das alles den Konzern-Gewinn nicht deutlich senken wird. Weltweit peilt der Konzern für 1997 etwa 120 Milliarden Mark Umsatz an – 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Und der Gewinn von 1,85 Milliarden Mark aus dem ersten Halbjahr soll im zweiten sogar noch übertroffen werden.
Den Schaden durch den A- Klasse-Unfall hat letztlich die öffentliche Hand: Daimler hat noch immer einen ausgewiesenen Verlust von 13 Milliarden Mark aufgrund der Verkäufe von AEG und Fokker, so daß der Konzern keine Ertragssteuern zahlen muß. Diesen Verlustvortrag für künftige Steuererklärungen „werden wir jetzt ein bißchen weniger abbauen können“, so Klein. Annette Jensen
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