■ Urdrüs wahre Kolumne: Easy Riders Sinnfrage
Seit gestern prügelt, kratzt, beißt und spuckt die Jugend der Welt um Sieg und Platz beim Bremer Catch-Cup 97 in der Stadthalle. Und weil selbst Promoter „Big“Otto Wanz die Last eines solch schwergewichtigen Turniers nicht allein auf den voluminösen Schultern tragen kann, hat die finnische(!) Brauerei Lapin Kulta das Sponsoring des derben Spektaktels übernommen: So bleibt uns wenigstens der Schwedentrunk aus Neumünster erspart. Für das mit Herz und Verstand biertrinkende Publikum ist das bereits ein erster Sieg!
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Man mag es einfach nicht glauben, daß derart moralisch integre Persönlichkeiten wie Bremens Innensenator Ralf „Marshal“Borttscheller und Ausländeramtsleiter Dieter „Menschenfreund“Trappmann den finalen Sprung eines jungen Mannes aus Togo vor bremischen Polizisten einfach so an sich abprallen lassen, ohne wenigstens an Rücktritt oder gar Selbstmord zu denken: Die beiden seien daher dringlich an die Telefonseelsorge erinnert, und sollte es tatsächlich hart auf hart kommen, steht auch die bekannte Ur-Drü-Hotline „Herz in Not“den Verantwortungsträgern Tag und Nacht ganz selbstverständlich zur Verfügung. Bei echter Reue gibt es doch immer einen Weg!
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Die Berber sind aus dem Brilltunnel vertrieben: Is schließlich nicht der Stall von Bethlehem. Dort ansässige Geschäftsleute müssen jetzt wieder andere Faktoren für den stetigen Umsatzrückgang verantwortlich machen und legen bestimmt bald wieder die alte Knisterknaster- Schelllackplatte mit dem Handelskammer-Protestsong von den fehlenden Parkplätzen auf. Und am Hauptbahnhof fragt uns das Pappschild neben der abgeschabten Prinz-Heinrich-Mütze des Bettelmanns Was habt Ihr gegen uns?“. Tja, gute Fragen bekommen nunmal selten Antwort...
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Weil „evangelische Christen nicht nur auf den lieben Gott warten“, bemüht sich sein hiesiger Sendbote Henning Scherf (Ich danke, daß ich eine Wohung habe!) derzeit um die Ausrichtung des Evangelischen Kirchentages in Bremen: „Wir im Rathaus halten das Projekt für machbar!“. Na sicher das: Neben Space- und Ocean-Park, Mjusicäl und Heimholungswerk Uwe Beckmeier wir das auch noch irgendwie zu wuppen sein. Wer eine DACH & WAND bewältigt, der schafft auch WILD & HUND. Oder eben CHRIST & WELT. Muß nur noch dafür gesorgt werden, daß das World Trade Center dann nicht gerade wieder an eine zechprellerische Fickmesse vergeben ist oder dort wie just heute auf der Jahreswirtschaftstagung über „Bremen im Standortwettbewerb“verhandelt wird.
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Im „talk-talk“des neuen Gratisblatts City News wird Hartmut Perschau nicht nur rücksichtslos als Hundeliebhaber geoutet und damit böswilligsten Verdächtigungen ausgesetzt, sondern auch noch den EFFEM-Managern in Verden für deren Chappi-Werbung empfohlen: Skrupellose Witzchen auf Kosten eines Mannes, den der Wunsch nach Geliebtwerden von Hamburg über Neufünfland bis an die Weser trieb. So wird Demontage betrieben!
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Auch in diesem Jahr bittet Harley Davidson Zahnärzte, Zuhälter, Motorradfahrer und andere Stammkunden wieder um gebrauchtes Spielzeug für den „Toy Run 97“, abzugeben bei allen Vertragshändlern zugunsten polnischer Kinder, denen Teddy, Fußball oder Barbiepuppe bei der Oderflut abhanden kamen. Für die hochtourigen Geber gibt es einen echten Harley-Pin mit Sammlerwert, aber wird damit tatsächlich Easy Riders Sinnfrage ans Leben geklärt? Das verneint jedenfalls ganz entschieden
Ulrich Reineking etc.
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