: Nur gut für die Müllabfuhr
■ McKinsey und die Folgen: SPD-Abgeordnete widersprechen SPD-Senatorin / Senatorin widerspricht Intendanten / Intendant erhält Beifall ...
In der SPD-Bürgerschaftsfraktion wächst die Kritik am McKinsey-Gutachten zur Kulturförderung. Wie der Ex-Finanzsenator und SPD-Kulturdeputierte Manfred Fluß bei einer Anhörung zum Thema erklärte, schwindet durch die vorgeschlagene Kultur GmbH die Rolle der Parlamentarier: „Was für die Müllabfuhr geeignet sein mag, ist nicht gut für die Kultur.“Und: „Eine Neudefinition der Rolle des Senats und des Parlaments lasse ich nicht durch McKinsey machen“, sagte Fluß in unverhohlenem Widerspruch zu seiner Parteigenossin, Kultursenatorin Bringfriede Kahrs. Die Senatorin verteidigte erstmals öffentlich Inhalt und Form des Gutachtens: Das vorgeschlagene Modell mit einer Kultur GmbH, einem Kulturbüro und einem Eigenbetrieb sei „gut, richtig und förderlich“. Vor mehreren hundert VertreterInnen Bremer Kultureinrichtungen räumte sie ein, daß Einzelheiten wie die Rechtsform der neuen Kulturverwaltung nicht klar seien, kündigte aber trotzdem erste strukturelle Entscheidungen des Senats für den 25. November an.
Schriftlich noch etwas schärfer als mündlich formulierten die SPD-Kulturdeputierten in einem bei der Veranstaltung verteilten Papier ihre Kritik: Wenn die Vorschläge umgesetzt würden, könne von der Gestaltung einer verantwortlichen Kulturpolitik keine Rede mehr sein. Weiter heißt es: Vor dem Hintergrund des Finanzdefizits im Kulturetat der nächsten drei Jahre in Höhe von 46 Millionen Mark würde die zusätzliche Bereitsstellung von 50 Millionen Mark zu einer Farce. Deshalb forderten die PolitikerInnen eine Anhebung des Kultureckwerts auf das Niveau von 1997, „damit die vom Senat bereitgestellten 50 Millionen Mark auch tatsächlich der Schaffung von Innovationen zu Gute kommen“.
Kahrs machte sich die Forderung nicht zu eigen. Statt dessen kündigte sie an, daß der Haushaltsentwurf mit zum Teil erhöhten Ausgaben beschlossen werde. Die Fehlbeträge von – netto – 16 und 18 Millionen Mark würden zum Teil durch die angekündigten Sonderzahlungen sowie durch erste Umsetzungen der McKinsey-Vorschläge „dargestellt“. Explizit nannte sie höhere Eintrittspreise im Theater und in den Museen.
In einer Replik bekräftigte der Intendant des Bremer Theaters, Klaus Pierwoß, seine Kritik am Gutachten als „erneuten Versuch zum Kaputtsparen des Theaters“. Unter großem Beifall sagte er: „Das Gutachten hat bei den Politikern mehr Kredit als das, was wir hier seit Jahren leisten.“Darauf Kahrs: Der Etat des Theaters sei doch erhöht worden.
Neben Pierwoß machten auch zahlreiche andere SprecherInnen der Kulturszene ihrem Unmut über das Gutachten Luft: „Inhalte kommen darin nur noch als quantifizierbare Größen vor“, sagte Hanne Zech, Kuratorin im Neuen Museum Weserburg. Doch gerade das Bewahren – eine der Hauptaufgaben eines Museums – sei nicht meßbar. Auch die geplante Kürzung der Zuschüsse auf das Niveau der Eckwerte kommentierte sie: „Planungssicherheit heißt danach nur, daß die Institutionen jetzt schon wissen, daß ihnen die Mittel künftig gekürzt werden.“
„Die Reform geht nur, wenn Sie mitmachen“, appellierte Kahrs. Deshalb sei jetzt veranlaßt worden, daß alle Einrichtungen Kopien des McKinsey-Berichts erhalten. „Sie bekommen demnächst dicke Pakete mit der Post.“
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