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Waltod im Schleppnetz der Fischer

■ Der WWF fordert ein Schutzgebiet für Deutschlands einzige Walart, den Schweinswal. Es soll vor der Küste Sylts entstehen

Mehr als 4.000 Schweinswale landen jedes Jahr als „Beifang“ in den Netzen von Fischern in der mittleren und südöstlichen Nordsee und ertrinken. Das ergibt ein neues Gutachten, das heute auf der Internationalen Tagung zum Schutz der Kleinwale in Bonn vorgetragen wird, bei der Umweltministerin Angela Merkel Gastgeberin ist. Die Schweinswale, auch Kleine Tümmler genannt, sind die einzige in Deutschland heimische Walgattung. Die 4.000 Tiere seien jährlich mehr als zwei Prozent des Gesamtbestandes von 175.000 Tieren, kritisiert der World Wide Fund for Nature (WWF) und fordert daher Schutzgebiete für die Wale. Denn „die Schweinswale vermehren sich nur langsam und sind noch Umweltgiften und anderen Belastungen ausgesetzt“, warnt WWF-Experte Stephan Lutter. „Unter diesen Umständen können sie ihren Bestand kaum erhalten.“

Als Schutzzone bietet sich die Nordsee vor den Urlaubsinseln Amrum und Sylt an: Dort leben dreimal mehr Jungtiere und Mutter-Kalb-Gruppen als in der offenen Nordsee. „Die Tiere müssen hier besonders geschützt werden“, verlangt Lutter. Am einfachsten sei dies durch eine seeseitige Ausdehnung des Nationalparkes Wattenmeer bis an die 12-Seemeilen- Grenze. So könnten Schleppnetzfang, Jetskis und Schiffe, aber auch Ölbohrungen und Militärübungen in den für die Kleinen Tümmler so wichtigen Aufzuchtgebieten vor Amrum und Sylt ausgeschlossen werden. Nützlich sei es auch, die Hochsee-Stell- und Schleppnetzfischerei walfreundlich umzugestalten.

Sieben Nord- und Ostsee-Anrainerstaaten, darunter Deutschland, haben sich 1992 zum Schutz der Kleinwale verpflichtet. Der Kleine Tümmler ist etwa so groß und schwer wie ein Mensch – einer der kleinsten Wale überhaupt. Obwohl er nicht mehr direkt gejagt wird, nimmt die Zahl der Kleinwale beständig ab. Aus der zentralen Ostsee sind sie bereits verschwunden.

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