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Ottensen total zerzeiselt

Kleinkrieg auf der Zeise-Wiese: Kino-Investor klagt gegen Kino-Betreiber und Bebauungsplan. Wohnprojekte sind gefährdet  ■ Von Heike Haarhoff

Im Lichtspieltheater „Zeise-Kinos“sieht es düster aus. Noch vor der letzten Filmvorführung gehen in den alten Fabrikhallen in Ottensen die Lampen aus. Doch nicht nur der Strom, auch die Heizung wird dann abgestellt. „Eine totale Schikane“, mault Zeise-Geschäftsführer Jürgen Fabritius. Seit Ende Oktober dürfen seine Gäste bei Premierenfeiern nicht einmal mehr ihren Sekt im Foyer schlürfen, ließ Zeisehallen-Eigentümerin Barbara Mayr einstweilig verfügen.

„Ein Kleinkrieg“, der 1996 mit einem Mieten-Streit begann und derzeit in einer Räumungsklage gegen die Zeise-Kinos gipfelt, kommentiert Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD). Als Mayr kürzlich die Gebühren auf dem Kino-Parkplatz von 3,50 auf zehn Mark pro Abend hochsetzte, griff das Bezirksamt durch: Der Grund für das plötzliche Ottenser Verkehrschaos wurde untersagt.

Beigelegt ist der filmreife Streit damit keineswegs: Wenn es „ganz schlimm kommt“, stehen die Zeise-Hallen demnächst leer, scheitert das geplante, benachbarte Wohnprojekt (185 Wohnungen) und liegt die Zeise-Wiese weiterhin brach, schwant es Hornauer.

Doch der Reihe nach. Als die Stadt 1996 den Generalmietvertrag für die Zeise-Hallen aufkündigte, brach über Kino-Betreiber Fabritius das kapitalistische Erwachen herein. Statt 18 Mark sollte er plötzlich „marktübliche“40 Mark Miete pro Quadratmeter zahlen. Als „Bonbon“sollte er später auch „Zeise II“betreiben dürfen. Den Kinokomplex Zeise II (850 Plätze) plant Barbara Mayrs Gatte Theodor in direkter Nachbarschaft zum Zeise I (500 Plätze). Die Kombination aus intellektuellem Film (Zeise I) und Kassenschlager (Zeise II) werde die Kosten schon einspielen, so das Investoren-Ehepaar Mayr.

Wer dann auf wessen Angebot wann und warum (nicht) einging, ist umstritten. Fest steht: Bis heute liegt kein neuer Mietvertrag vor, statt dessen eine Räumungsklage. „Die Verhandlungen sind gescheitert“, so Investoren-Vertreter Torsten Teichert. Möglicherweise würden die Zeise-Kinos von dem bundesweit drittgrößten Kino-Moguls Kieft-Filmtheater unter Beteiligung des Hamburger Programmkinos Abaton weitergeführt.

Zu scheitern drohen auch die Wohnprojekte auf der Zeise-Wiese. Im August hatte der Bezirk die Baugenehmigungen erteilt; der Kaufvertrag aber ist bis heute nicht unterschrieben. Der Grund: Erst wehrten sich die künftigen Wohnungseigentümer monatelang dagegen, per Eintrag ins Grundbuch auf ihr Klagerecht gegen Lärm aus Kneipen und Kinos zu verzichten. Gern wollte man in den Szene-Stadtteil Ottensen ziehen, aber bitte ohne Ruhestörung. Die Investoren jedoch wollten den K.u.K.-Betrieb juristisch absichern.

Nach anfänglicher „Starrköpfigkeit“hätten die Wohnprojektler eingelenkt, sagt Hornauer – im Gegensatz zu den Investoren. Die haben jüngst Widerspruch gegen die Baugenehmigungen und Klage gegen den Gesamt-Bebauungsplan erhoben.

Am kommenden Donnerstag will die Stadt dennoch den Kaufvertrag mit den Wohnprojekten unterzeichnen. Doch das Risiko ist hoch: Setzen sich die Mayrs vor Gericht durch, dürfen die Wohnungen entweder gar nicht gebaut werden – oder mit zeitlicher Verzögerung. „Höchst problematisch“, weiß Hornauer: Viele Wohnungen sind öffentlich gefördert – und diese Mittel haben ein Verfallsdatum.

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