piwik no script img

Finger mit Folgen

■ Von der Polizei genervt zeigte er Stinkefinger und Hitlergruß: Ergebnis 40 Tagessätze a 15 DM

Der 22jährige Altenpfleger Gregor K. und derzeitige Schüler wollte sich von TACO nur ein Rollo holen. Zwischen dem Haus, in dem er wohnt, und dem besagten Imbiß ist die Sielwallkreuzung, und es war Silvesterabend. Auf dem Weg dorthin wurde er von der Polizei angehalten, Taschen geleert, durchsucht und wieder laufen gelassen. Zehn Minuten später auf dem Rückweg wurde er wieder angehalten. Er mußte bei minus 10 Grad seine Jacke ausziehen, wurde an einen Polizeiwagen mit einer Handschelle gefesselt, so erzählte er gestern vor dem Amtsrichter.

Die Anklage wirft ihm vor, er habe um 21.30 Uhr den drei Polizisten vor seiner Haustür „Stinkefinger“gezeigt, und das mehrmals. Um 22.50 Uhr soll er dann „in militärischer Haltung den rechten ausgestreckten Arm zum Hitlergruß erhoben haben.“

An die Stinkefinger konnte sich der Angeklagte gestern nicht erinnern. Aber, „wenn das drei Polizisten sagen, muß es wohl so sein“, räumte er ein. Immerhin: Daß er zweimal gefilzt worden sei und daß Polizisten, die vor seiner Tür warteten, sich mit dem Schlagstock in die linke Hand schlugen, „dieses Bild hat mich an Nazizeit erinnert.“„Ich dachte, vielleicht gefällt ihnen das, und habe den Hitlergruß gemacht“, rechtfertigte er sich. Mit Nazis habe er selbst nichts zu tun, im Gegenteil.

Die provokative Geste tue ihm im nachhinein leid, redete er sich heraus und winkte zu den drei Polizisten rüber, die als Zeugen gekommen waren, „es war auch Alkohl im Spiel, wir haben ja Silvester gefeiert“. Die drei Polizisten, die als Zeugen wieder aus Eschwege bei Kassel anreisen mußten, hatten damals vor der Haustür auf den „Stinkefinger“bis kurz vor ein Uhr gewartet.

Daß Gregor K. geständig war, hielt das Gericht dem Angeklagten zugute. Einigermaßen gnädig nahm es einen Tagessatz von 15 Mark an, da er derzeit Schüler ist. Wegen Beleidigung in zwei Fällen verhängte der Richter eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen. orc

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen