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Der Eurofighter geht ab

■ Der Kampfflieger wird zum Wohle der Nation gebaut – meint Bonn

Da sage noch einer, Bonn tue nichts gegen die Arbeitslosigkeit. Gestern hat der Bundestag einem umstrittenen Milliardenprojekt der Regierung zugestimmt, für das seit Jahren mit dem Argument geworben wird, es sichere mindestens 18.000 Arbeitsplätze: dem Eurofighter. Die Zahl stammt von der Industrie. Unabhängige Fachleute zweifeln sie an.

23 Millarden Mark soll der Kampfflieger kosten. Sagt das Verteidigungsministerium. Der Bundesrechnungshof beziffert die Kosten auf 32 Milliarden Mark. Damit könnten sich in einem weniger kapitalintensiven Sektor als der Luftfahrtindustrie weit mehr Arbeitsplätze schaffen lassen. Gerechtfertigt wird die Anschaffung des Eurofighters auch damit, daß eine Modernisierung der Luftwaffe unausweichlich sei. Die Phantom-Maschinen sind veraltet. Das Problem: Der Eurofighter ist es auch. Die USA sollen bereits an der Entwicklung unbemannter Jagdflieger arbeiten.

Wenn die Bundeswehr eine Luftwaffe unterhält, dann braucht sie ein Jagdflugzeug, sagen die Verfechter des Eurofighters. Dann solle damit auch die heimische Industrie beschäftigt werden. Aber warum unterhält die Bundeswehr eigentlich weiterhin eine komplette Luftwaffe? Wer befürchtet, die neuen Nato-Partner im Osten würden mit dem Beitritt finanziell überfordert, dem wird beruhigend versichert, im Zeitalter der europäischen Integration müsse nicht jede Armee alles können. Warum gilt das nicht auch für die Bundeswehr? In einem Europa, in dem sogar eine gemeinsame Währung möglich ist, sind nationale Streitkräfte mit jeweils eigenem Heer, eigener Marine und eigener Luftwaffe ein Anachronismus.

Bleibt als Argument für den Eurofighter, daß in das Jagdflugzeug schon acht Milliarden Mark Entwicklungskosten gesteckt wurden. Das kann allerdings kein Grund sein, gutes Geld schlechtem hinterherzuwefen. Wie teuer der Eurofighter am Ende sein wird, weiß niemand. Fest steht nur, daß das teuerste Rüstungsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik in einer Zeit beschlossen wird, in der Deutschland von Freunden umgeben ist.

Die Entscheidung, die gestern getroffen wurde, bindet die deutschen Regierungen der nächsten zwanzig Jahre. Von Stillstand in der Politik kann keine Rede sein. Die Bonner Koalition ist handlungsfähig genug, um sicherzustellen, daß sich Nachfolger mit so vielen Erblasten wie möglich herumschlagen müssen. Bettina Gaus

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