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„Libyen Opfer der USA“

■ Angeklagter im „La Belle“-Prozeß will kein Geheimdienstmann aus Tripolis gewesen sein

Berlin (dpa/taz) – Der Kronzeuge widerruft, der Zweifel bleibt. Der Libyer Musbah Abulgasem Eter, einer von fünf Angeklagten im Prozeß um das Attentat auf die Berliner Diskothek „La Belle“, hat jede Tätigkeit für den libyschen Geheimdienst bestritten. Nach einer gestern im Berliner Landgericht verlesenen Zeugenaussage hielt der Staatssicherheitsdienst in Ost-Berlin den 40jährigen Eter aber für einen der Organisatoren des Attentats auf die überwiegend von US-Soldaten besuchte Berliner Diskothek.

Bei dem Anschlag am 5. April 1986 starben drei Menschen, mehr als 230 wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Terrorakt im Auftrag Libyens aus.

Nach der gestern verlesenen Zeugenaussage des 1996 bei einem Autounfall in Portugal verstorbenen Stasi-Offiziers Rainer Wiegand soll Eter der maßgebliche Organisator gewesen sein. Wiegand hatte dies erstmals 1990 bei der Polizei ausgesagt.

Eter hatte am Dienstag dagegen vor Gericht überraschend erklärt, eine andere, italienische Gruppe habe den Anschlag verübt. Seine Gruppe habe lediglich eine Bombenattrappe in die Botschaft gebracht. Seine früheren Aussagen, in denen auch er Libyen als Auftraggeber bezeichnet hatte, widerrief er als falsch übersetzt. „Das libysche Volk war immer Opfer amerikanischer Angriffe, bis heute“, sagte er nun gestern zu den Spannungen zwischen den USA und Libyen. Die USA hatten 14 Tage vor dem „La Belle“-Anschlag in der Großen Syrte zwei libysche Kriegsschiffe versenkt. Nach dem Berliner Anschlag bombardierten die US-Streitkräfte die libyschen Städte Tripolis und Bengasi als Vergeltungsschlag.

Eter behauptete, er habe nur in der Presseabteilung der Botschaft gearbeitet. Zwei seiner Mitangeklagten, die gebürtigen Palästinenser Yasser Chraidi und Ali Chanaa, hätten auch für die Botschaft gearbeitet. Neben den drei Männern sind noch zwei deutsche Schwestern angeklagt, die die Bombe in die Diskothek gebracht haben sollen. wg

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