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Schabenfrohe Südländer

■ Thadenstraße: Vermieter Knoth schweigt, Abgeordneter wird beschimpft

Der Mann schweigt. Alfred Knoth, Inhaber einer Hamburger Grundstücks-Verwaltungsgesellschaft, kam gestern aus dem Urlaub zurück und verweigerte die Aussage. Er sehe keine Veranlassung, ließ er seine Sekretärin ausrichten, sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu äußern.

Dabei haben die es in sich. „Rassismus“hatte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Neumann am Mittwoch Knoth vorgeworfen (taz berichtete). Der hatte den Mietern seiner Häuser Thadenstraße 96-100 in Altona, die ihn um Bekämpfung von Kakerlaken gebeten hatten, geschrieben, daß sie sich über Schaben nicht zu wundern bräuchten. Schließlich wohnten sie ja in einem Haus „mit Bewohnern aus Südstaaten“und einem Stadtteil „mit internationalen Bewohnern“. Und die fänden „Schaben normal“und würden „nichts oder wenig dagegen unternehmen“. Deshalb, kündigte Knoth an, werde er „zukünftig an diesen Personenkreis nicht mehr vermieten“. Äußerungen, die für Neumann schlicht „Ausländer- und Volksverhetzung sind“.

Die Jugendstilhäuser in der Thadenstraße werden inzwischen modernisiert und sollen weitgehend in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Viele Wohnungen stehen leer. „Ausländerfrei“ist zumindest das Haus 96: „Die mußten alle ausziehen“, so die knappe Auskunft einer Mieterin.

Knoth ist weder im Verband noch im Ring Deutscher Makler (VDM und RDM), den beiden Standesorganisationen der Immobilienberufe und Hausverwalter, organisiert. Würde ein RDM-Mitglied, so dessen Geschäftsführer Gerhard Feldmann zur taz, einen solchen Brief schreiben, könnte „ein Verstoß gegen die Standesregeln naheliegen“. Die Konsequenz wäre zumindest „ein sehr ernsthaftes Gespräch mit dem Mitglied“.

Der SPD-Abgeordnete Michael Neumann erhielt unterdessen etliche empörte Anrufe aus der besorgten Bevölkerung. Ob er, immerhin Oberleutnant a.D., „die Kanaken etwa auch noch in der Armee haben“wolle, mußte er sich fragen lassen. Nicht der Roeder-Skandal an der Blankeneser Akademie, so der heftigste Anwurf, sei „ein Schandfleck für die Bundeswehr, sondern Sie!“ smv

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