„Nicht nur schlechthin Rowdytum“

■ Bestürzung bei Politikern über die Schändung des jüdischen Gedenksteines in Mitte. Bezirksamt plant Wiedererrichtung

Das Bezirksamtskollegium in Mitte zeigt sich drei Tage nach der Schändung des jüdischen Gedenksteines in der Großen Hamburger Straße bestürzt über die Tat. In einem Brief an die Israelische Synagogengemeinde Adass Jisroel und den jüdischen Kulturverein versicherte Bezirksbürgermeister Joachim Zeller (CDU), „daß die plumpe Schändung des Gedenksteins für die ermordeten Mitbürger bei der Berliner Bevölkerung und insbesondere bei den Einwohnern von Mitte keinerlei Verständnis findet.“ In einer Presseerklärung hat das Bezirksamt die Tat gestern als „eine gezielte Verletzung der Würde jüdischer Menschen“ und nicht nur schlechthin als „Rowdytum“ bezeichnet.

Unbekannte hatten vergangenen Dienstag einen Gedenkstein der Jüdischen Gemeinde umgestürzt und ihn dabei stark beschädigt. Der Gedenkstein an der Großen Hamburger Straße soll an die Deportation jüdischer Bürger erinnern und befindet sich an jener Stelle, an der einst ein jüdisches Altenheim stand. Das Heim wurde ab 1942 als Sammelstelle für jüdische Bürgerinnen und Bürger vor dem Abtransport in die Konzentrationslager benutzt.

Bei dem Sturz war der aus zwei Teilen bestehende Stein auseinandergebrochen. Außerdem wurde die aufgeschraubte Bronzetafel des Steines beschädigt. Sie wird nun durch das Bezirksamt Mitte wieder restauriert. Bis zur vollständigen Wiedererrichtung des Steines werde eine provisorische Tafel zum Einsatz kommen, um auf die historische Stelle hinzuweisen, gab Zeller bekannt. Er betonte in seinem Schreiben, daß alle gefordert seien zu verhindern, „daß Gedankenlosigkeit und Dummheit zum Nährboden rechtsextremistischer Taten werden“. bud