: Satter Gewinn und Mieterhöhungen
■ Gewoba macht 1997 satten Gewinn und will nach Auslaufen der Sozialbindungen an neue Zielgruppen aus dem Mittelstand heran
Zufrieden zeigte sich gestern der Vorstand der Bremer Gewoba: Für den ersten Jahresabschluß als Aktiengesellschaft konnte er einen voraussichtlichen Überschuß von 18,6 Millionen Mark präsentieren. Das sind 900.000 Mark mehr als im Vorjahr – und gut fünf Millionen mehr als geplant. Wenn die Hauptversammlung mitmacht, dürfen die Anteilseigner mit einer vierprozentigen Dividende rechnen. „Jetzt können wir dem Börsengang im Jahr 2.000 gelassen entgegensehen“, erklärte Vorstandsmitglied Werner Teetz.
Das unerwartet hohe Plus resultiert vor allem aus dem „überraschend guten“Verkauf von 406 Mietwohnungen, der das Jahresziel von 350 um rund ein Sechstel übertraf und 45 Millionen Mark einbrachte. An der Gesamtzahl von 60.000 gesellschaftseigenen Wohnungen in Bremen und Bremerhaven änderte sich dabei nichts, weil ebensoviele hinzugekauft oder neu gebaut wurden.
Ausschlaggebend für die hohe Kaufnachfrage bei den früheren Mietern waren, laut Teetz, vor allem das „historische Zinstief“und die günstigen Förderbedingungen für Wohneigentum. Daneben wollte er aber auch eine „Individualisierung des Wohnanspruchs jenseits vom Reihenhaus“ausmachen.
Und diesen Trend will die Gewoba künftig auch bei der Vermietung stärker nutzen. Die relativ entspannte Lage auf dem Wohnungsmarkt habe, so Teetz, dafür gesorgt, daß die Vermieterdominanz einer Mietermacht gewichen sei. Diese erwarteten jetzt zumindest in Bremen ein verbessertes und differenzierteres Angebot – Bremerhaven, wo bereits jetzt 260 Gewoba-Wohnungen leer stehen, sei dagegen einfach „strukturschwaches Gebiet“, aus dem die Bewohner abwanderten.
Nachdem seit Ende des Jahres nur noch ein Viertel des Bestands preisgebunden ist, sollen nun neue Zielgruppen angesprochen werden. Für die Imagekampagne „Bei uns zu Hause“hat die Gewoba ihren Werbeetat um ein Drittel auf rund 800.000 Mark erhöht. „Schließlich können wir jetzt auch an Leute ohne Wohnberechtigungsschein vermieten“, sagte Vorstandsmitglied Klaus Stadler. Und mehr Geld verlangen: Für das laufende Jahr sollen die Mieten um bis zu 20 Prozent – in der Neuen Vahr – erhöht werden. Kinderreiche Familien kommen in der Planung dagegen nicht mehr vor. „Die sind die einzigen, die wir nicht gleich aus dem Bestand bedienen können.“Preiswerte oder -gebundene große Wohnungen seien aber auch im Neubaubereich nicht vorgesehen. bw
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