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Startprobleme

■ Unhandlich: Das ZDF geht mit seinem "Jahrbuch 96" auf den CD-ROMmelplatz

Während andere gute Vorsätze für 1998 fassen, wendet sich das ZDF noch einmal dem Jahr 1996 zu. Es hat infolge technischer Probleme etwas länger gedauert als ursprünglich vorgesehen, die als Druckfassung bereits vorliegende Bilanz des Vorjahres auf CD-Rom zu übertragen. Das „ZDF Jahrbuch 96“ ist das 33. seiner Art, die CD-ROM-Version eine Premiere.

Die Publikation versammelt wie gewohnt Zahlen und Fakten des betreffenden Betriebsjahres, dazu Aufsätze der Programmschaffenden zum jeweiligen Verantwortungsbereich. Der Gebrauchswert dieser Art von Jahrbuch reicht über aktuelle Informationsmöglichkeiten hinaus. Die Ausgaben vergangener Jahre sind mit ihrer Mischung aus Rechenschaftsbericht und Bestandsaufnahme unverzichtbare Hilfen bei Recherchen zur Geschichte des deutschen Fernsehens; sie dokumentieren Sendedaten und Einschaltquoten, aber auch programmpolitische Debatten und Entscheidungen. Diente jedoch der Textteil ehedem in nicht geringem Maße der wägenden Auseinandersetzung mit dem eigenen Angebot, so gleicht die jüngste Auflage mit ihrer eitlen Selbstdarstellung eher einem Firmenprospekt. Es macht wahrlich lachen, wenn beispielsweise über eine restlos mißlungene Serie wie „Mona M.“ geschrieben wird, sie habe „frischen Wind in der Krimilandschaft“ versprochen.

Bleibt die Funktion als Nachschlagewerk. Hier wäre eine CD- ROM-Ausgabe in der Tat von Nutzen, sofern sie durch ein entsprechendes Suchprogramm raschen Zugriff auf die gewünschten Daten böte. Zwar erlaubt die vorliegende CD-ROM eine problemlose Volltextrecherche, doch der Weg dorthin ist weit und dornig. Schon die Installation bereitet erhebliche Schwierigkeiten. Wer diesbezüglich über keinerlei Erfahrung verfügt, wird vermutlich scheitern, denn die entsprechende Anleitung weist den falschen Weg. Auf drei von vier Computern war das Programm gar nicht zu starten, auf einem vierten nur mit einem Trick.

Die weitere Bedienung sei, so verspricht das Booklet, „eigentlich ganz einfach“. Drei verschiedenfarbige Quadrate dienen als „Tasten“, die die Navigation durch die sogenannten „Ebenen“ der CD ermöglichen. Dummerweise muß man diese Tasten erst einmal suchen, denn im Eröffnungsmenü, wo man sie vermuten würde, fehlen sie. Gleichfalls mißlich ist, daß man das Programm nicht jederzeit verlassen kann, sondern Umwege in Kauf nehmen muß. Tändeleien wie ein animiertes ZDF-Signet halten unnötig auf und machen die Informationsbeschaffung zu einer umständlichen Angelegenheit.

Somit ist, wer das Jahrbuch aus fachlichen Gründen nutzt, mit der Buchausgabe in jedem Falle besser bedient – ein Blick in den Index, und das Gewünschte ist gefunden, noch ehe der Computer auch nur das Inhaltsverzeichnis aufgerufen hat. Als Unterhaltungsangebot für den Normalzuschauer taugt die CD ebensowenig – wer amüsiert sich schon über Standfotos mit grober Bildauflösung oder geschraubte Sätze wie Dieter Stoltes: „,Multimedia‘ heißt gleichsam die Weiche, über die so verschiedene Schienen wie die der Print- und der elektronischen Medien, auch des PC und der CD, sämtlich zu einem Strang zusammenlaufen und damit untereinander verbunden sind.“

Ein Strang, um Stoltes gequälte Metaphorik aufzugreifen, an dem das ZDF zwar heftig zog und zerrte, um doch wieder nur ein leises Bimmeln zustande zu bringen. Harald Keller

„ZDF Jahrbuch 96“. Mainz 1997, 371 Seiten, 25 DM

„ZDF Jahrbuch 96“ auf CD- ROM, Mainz 1997, für Windows ab Version 3.1/ Apple Macintosh mit System 7.1 und höher, 25 DM

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