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U-Bahnhof auf Vorrat sorgt für Streit

■ Verkehrsverwaltung denkt über den vorsorglichen Bau einer U-Bahn-Station Unter den Linden/Friedrichstraße nach. SPD: Kein Geld, kein Bedarf und Verstoß gegen Koalitionsvertrag

Der Vorstoß von Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU), einen U-Bahnhof unter der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden auf Vorrat zu bauen, sorgt für neue Unruhe in der Koalition. Klemann argumentiert, der Bau des Bahnhofs für die umstrittene U-Bahn- Linie 5 entlaste die Geschäftsleute und sei vernünftig, weil dann die Straße später nicht wieder aufgerissen werden müsse. Die SPD- Fraktion dagegen sieht in dem Plan den Versuch, Fakten für den Bau der U5 weit über das bisher Vereinbarte hinaus zu schaffen.

Bisher wird die U5, die vom Reichstag bis zum Alex führen soll, nur – mit Bundesmitteln vorfinanziert – bis zum Brandenburger Tor gebaut. Ob und wann dort Züge fahren werden, ist allerdings völlig ungewiß. Denn der Weiterbau Unter den Linden ist für diese Legislaturperiode nicht vorgesehen. Klemann drängt auf den Anschluß, „denn wir können es niemandem erklären, warum wir 400 Millionen im Boden verbuddeln und dann kein Zug fährt“. Deshalb habe er in einem Gespräch mit den Geschäftsleuten der Gegend in der vergangenen Woche die Idee angeführt, den U-Bahnhof an der Kreuzung gleich mitzubauen, wenn 1998/99 die Linden oberirdisch umgebaut werden sollen. In der Idee, alles zu konzentrieren und nicht kurz nach der oberirdischen Baustelle mit der Buddelei im Untergrund anzufangen, sei er von einigen Investoren bestärkt worden, sagt Klemann. Vor allem die Geschäfte südlich der Friedrichstraße wollten, daß die U5 „lieber heute als morgen“ komme.

Der Koalitionspartner zelebrierte auf die Nachricht hin eines der von Klemann so bezeichneten „eingeschliffenen Verhinderungsrituale“. Das 60 Millionen teure Projekt verstoße gegen die Koalitionsvereinbarung, bis zur nächsten Wahl die „Kanzlerbahn“ nicht weiterzubauen, erklärte die SPD- Verkehrssprecherin Käthe Zillbach. Bauen „auf Vorrat“ werde von der Verkehrsverwaltung etwa im Bereich der Straßenbahn als Geldverschwendung abgelehnt, hieß es. Den Geschäftsleuten solle lieber eine Atempause gegönnt werden, damit ihr Geschäft ins Laufen komme. Schließlich und endlich sei einfach kein Geld da, meinte Zillbach.

Das sieht Klemann nicht so dramatisch. Insgesamt liefe die Belastung für Berlin auf 15 Millionen Mark im Jahr hinaus, was leistbar sei. Klemann betonte, durch eine solche Entscheidung werde der Ausbau der Straßenbahn „null tangiert“. Das wiederum bezweifelt die SPD: Nach ihren Informationen sei intern in der Verkehrsverwaltung bereits überlegt worden, welche Straßenbahnlinien für dieses Projekt gestreckt werden könnten, hieß es. bpo

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