: Kiffen und Koksen mit Al Pacino
■ „Drugs sucks“: Jungfilmer-Workshop zum Thema Sucht und Verbote im Medienzentrum
Bremer Jugendliche, die in der einen Szene mit Cheech (aus den „Cheech & Chong“-Filmen) kiffen, in der nächsten Filmszene gemeinsam mit einem abgewrackten Al Pacino in „Scarface“koksen und dann in einer Strandbar erst mal einen Drink zu sich nehmen. Wie kommt denn so was?
Am Wochenende fand im Kino 46 des Medienzentrums Bremen ein Workshop für Jugendliche unter dem Motto „Drugs suck“statt. In 48 Stunden produzierten vier Gruppen unter Anleitung des Regisseurs Marc Stöcker („Kalkofes Mattscheibe“auf premiere) Video-clips, in denen sie sich auf überwiegend witzige Weise mit verschiedensten Drogen und deren Verboten auseinandersetzten und dabei getrost auf den erhobenen Zeigefinger verzichten konnten. Und dank des „Blue Box“- Verfahrens lassen sich auch Bremer Schüler in Hollywood-Produktionen reinprojizieren.
Die kleinen Filme sind unterhaltsam, auch wenn (oder weil?) nicht immer zu erkennen war, daß Drogen so richtig „absucken“. Einmal wird der Alkoholgenuß und der daraus resultierende Hang zu Übertreibungen auf die Schippe genommen, einmal die Verbindung Süchte und Verbote auf die Spitze getrieben. Am Ende ist wirklich alles, was Spaß macht, verboten, und im Fernsehen läuft nur noch „Lustige Musikanten“. Für zusätzliche Spannung sorgte der Internet-Chat mit Teilnehmern eines Münchener Workshops zum gleichen Thema.
Anlaß für das Wochenende voll Schwerstarbeit: der Wettbewerb „Drugs suck – Filmregie statt Ecstasy“, für den die Beiträge gedacht sind. Das ist ein gemeinsames bundesweites Projekt vom Institut „Jugend Film Fernsehen“, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und RTL 2.
Fernsehredakteurin Andrea Weller, die das Projekt vor Ort betreute, zeigte sich von den entstandenen Filmen so beeindruckt, daß sie versprach: „Wenn die Kids später mal einen Job beim Fernsehen suchen, können sie sich ruhig bei mir melden.“
Die Siegerfilme des bundesweiten Wettbewerbs werden im April im Rahmen von „Bravo TV“von Schirmherr DJ Bobo präsentiert. Auch wenn sich das für einige der Clip-Künstler eher nach Drohung als nach Anreiz anhörte, so glichen das doch die als Preise winkenden Praktikumsplätze wieder aus.
Wer jetzt noch wissen will, was die Jugendlichen fabriziert haben, hat am Sonntag die Gelegenheit . Im Rahmen des fünfjährigen Geburtstages des Kino 46 werden die Clips noch einmal zu sehen sein.
kade
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