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Erste Serben freiwillig nach Den Haag

Zwei mutmaßlichen Kriegsverbrecher aus Bosnien stellen sich dem internationalen Tribunal. Der Vorwurf: Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ein Dritter will sich diesem Schritt anschließen  ■ Aus Sarajevo Erich Rathfelder

Mit Milan Simić und Miroslav Tadić haben sich am Samstag erstmals mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher dem Tribunal in Den Haag freiwillig gestellt. Die beiden aus dem ostbosnischen Bosanski Samac stammenden Männer müssen sich dem Vorwurf der Verletzung der Genfer Konvention und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Sie sollen an der Ermordung von Gefangenen, an Folter und der systematischen Deportation von muslimischen und kroatischen Bewohnern des Bezirks teilgenommen haben.

Die den Angeklagten zur Last gelegten Verbrechen wurden in der Zeit vom 17. April 1992 bis in den Spätherbst begangen. Damals hatten die von Radovoan Karadžić geleitete serbische Nationalpartei in Bosnien-Herzegowina (SDS) sowie die bosnisch-serbischen Streitkräfte, darunter die „2. Posavina Brigade“, Angehörige der serbischen Armee sowie eine Reihe von Freischärlergruppen den Plan, die Region Posavina von Nichtserben zu „säubern“.

Unter dem Kommando des 1953 in Kragujevac geborenen Slobodan Miljković, dem Vizekommandeur der 2. Posavina Brigade, und dem Vorsitzenden des SDS, Blagoje Simić (geb. 1960 in Bosnanski Samac), wurden Konzentrationslager eingerichtet, weibliche Gefangene vergewaltigt, männliche auf andere Weise gefoltert. Bis November 1992 wurden die 17.000 Nicht-Serben aus der Region vertrieben.

Die „kleinen Fische“ melden sich zuerst

Der 1937 im Nachbarbezirk Odzak geborene Miroslav Tadić wurde am 17. April 1992 Vorsitzender der sogenannten „Austauschkommission“, die damit befaßt war, über die Freilassung gefangener Zivilisten zu verhandeln. Dabei wurden die Gefangenen ihres Eigentums beraubt. Dem Betriebswirt Milan Simić, ein Cousin des SDS-Chefs Blagoje Simić und Mitglied des Gemeinderats von Bosanski Samac, wird vorgeworfen, zusammen mit Stevan Todorović (genannt das Monstrum) und Simo Zarić eine Reihe von Verbrechen im Zusammenhang mit den „ethnischen Säuberungen“ begangen zu haben.

Indem sich die beiden serbischen Kriegsverbrecher Den Haag gestellt haben, wird ein Versprechen der neuen Regierung der Republika Srpska eingelöst. Milorad Dodik, der als nicht-nationalistisch eingestufte sozialdemokratische Premierminister, hatte schon vor seiner Wahl vor drei Wochen bekanntgegeben, daß er mit dem Gerichtshof in Den Haag zusammenarbeiten wolle.

Die Namen der beiden Gesuchten und ihre Funktion lassen jedoch darauf schließen, daß es sich um „Bauernopfer“ handelt. Beide halten sich für „unschuldig“. Der weitaus mehr belastete Slobodan Miljković, der sich in seiner Heimatstadt Kragujevac in Serbien aufhalten soll, das „Monstrum“ Stevan Todorović sowie der politisch Hauptverantwortliche Blagoje Simić, die schon 1995 in Den Haag angeklagt wurden, stellten sich bisher nicht. Lediglich der Anwalt von Simo Zarić ließ erkennen, daß sein Mandant bald den beiden anderen folgen werde. Offenbar, so die Meinung der Menschenrechtsorganisationen in Sarajevo, werden von serbischer Seite erst einmal die „kleinen Fische“ nach Den Haag geschickt.

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