: In Indonesien brennt wieder der Wald
Bereits 815 Brandherde auf Borneo. Brandrodung ist die wahrscheinliche Ursache. Weil sie die billigste Bewirtschaftungsweise ist, helfen gerade in der derzeitigen Finanzkrise Verbote gar nichts ■ Von Jutta Lietsch
Bangkok (taz) – Kaum ist das Kratzen im Hals verschwunden, sind die brennenden Augen klar, da müssen die Menschen in Singapur, Malaysia und Thailand fürchten, daß der Wind bald neue Rauchwolken aus Indonesien herübertreibt – und ihnen erneut Atem und Sicht nimmt. Denn in Kalimantan, dem indonesischen Teil von Borneo, brennt es wieder: An 815 Stellen standen am Sonntag Busch- oder Waldland in Flammen. Am Tag zuvor hatten die Behörden noch 618 registriert. Satellitenbilder von der Insel Sumatra zeigten derweil 53 Brandherde.
Die Regierung versuche, die Brände mit Spezialflugzeugen zu löschen, erklärte Forstminister Djamaluddin Suryohadikusumo. Die Ursachen der Feuer sind noch nicht bekannt: Möglicherweise haben Bauern und Plantagenbesitzer wieder mit Brandrodungen begonnen, sagte der Forstminister. Die derzeitige große Trockenheit in der Region, die vom El-Niño-Klimaphänomen verursacht wird, läßt zudem Gras und Laub wie Zunder brennen. Im letzten November hatten verspätete Monsunregen die riesigen Waldbrände gelöscht, die seit dem Sommer vor allem auf Borneo und Sumatra wüteten. Monatelang trieben die Rauchwolken über große Teilen Südostasiens, mehr als 20 Millionen Menschen litten unter dem Smog. Nach offiziellen indonesischen Angaben wurden 250.000 Hektar Wald- und Buschland vernichtet; Umweltgruppen halten diese Zahl allerdings für weit untertrieben.
Die Regierung in Jakarta hat die Brandrodung inzwischen verboten. Nach heftigen Protesten der Nachbarländer versprach Präsident Suharto letztes Jahr, schärfer gegen Brandstifter vorzugehen. Doch alle Plantagen- und Holzfirmen, die damals ihre Lizenzen verloren, haben sie mittlerweile nach Angaben der indonesischen Umweltorganisation Walhi zurückerhalten. Wegen der dramatischen Wirtschaftskrise in Indonesien ist nicht zu erwarten, daß Agrarkonzerne und Kleinbauern ihre Flächen künftig auf andere Art bearbeiten werden: Brandrodung ist die weitaus billigste Methode.
Malaysia forderte Indonesien zu sofortigem Handeln auf. Schnelle Hilfe ist von der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, zu der sowohl Indonesien als auch Malaysia gehören, allerdings nicht zu erwarten. Obwohl die Politiker der Region letztes Jahr bessere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Waldbrände versprachen, konnten sie sich bislang noch darüber klar werden, wie das geschehen soll. Erst im Sommer will die Asean entsprechende Pläne vorlegen, kündigte sie letzte Woche an.
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