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Steglitzer CDU-Fraktion ausgekreiselt

■ Die von der CDU-Mehrheit gestoppte Ausstellung über den Skandalbau "Steglitzer Kreisel" kann stattfinden. Heinrich-Böll-Stiftung fördert das Projekt. SPD-Stadtrat unterstützt Kulturamt. Geschichten üb

Im Kulturkampf zwischen der Steglitzer CDU-Fraktion im Bezirksparlament (BVV) und dem örtlichen Kunstamt um das geplante Ausstellungsprojekt „Die Errichtung des Kreisels“ steht die CDU vor einer Niederlage. Nachdem vor kurzem die Mittel für die Schau über den rund 30 Jahre alten Skandal-Tower, in dem heute das Bezirksamt residiert, von der Unions-Mehrheit in der BVV und CDU-Bürgermeister Herbert Weber kurzerhand und ohne Begründung gestrichen wurden, haben nun die Heinrich-Böll-Stiftung und deren Bildungswerk die Finanzierung übernommen.

Die parteinahe Stiftung der Bündnisgrünen fördert die Ausstellung nun mit 8.000 Mark. Außerdem hat Kulturstadtrat Thomas Härtel (SPD) signalisiert, das Projekt und die Arbeit der Kulturamtsleiterin Sabine Weißler zu unterstützen.

Die Berliner Heinrich-Böll-Stiftung, sagte deren Sprecher Albert Eckert gestern zur taz, habe sich zur Förderung der Kreisel-Schau entschieden, „um sicherzustellen, daß die Ausstellung stattfindet“. Die Dokumentation sei für die Regionalgeschichte von Steglitz ebenso wichtig wie für die unliebsame Aufarbeitung eines der größten Westberliner Bauskandale der 60er und 70er Jahre. Zugleich, so Eckert, bedeute die Finanzierung ein Signal für die „Freiheit von Kunst und Kultur“.

Nach Ansicht Eckerts habe die CDU-Mehrheit mit ihrer „unklugen Entscheidung versucht, in die Kulturarbeit des Bezirks hineinzuregieren“. Das habe der Stiftung „nicht gepaßt“. Das Bezirksparlament müsse sich aus kulturellen Fragen heraushalten. Eckert: „Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn die BVV über die Arbeit des Kulturamts diskutiert.“ In diesem Falle sei jedoch versucht worden, ohne jedes Gespräch direkt in den Kulkturetat einzugreifen. Dies sei „unmöglich“. Der Sprecher glaubt, daß die CDU und ihr Rathauschef Weber mit der Aktion dem Kulturamt „eins auschwischen“ wollten, da sie bei der Aufstellung der sogenannten „Spiegelwand“ im Jahre 1994 – einem Denkmal für die Steglitzer Juden – schon einmal den kürzeren ziehen mußten.

Das rund 120 Meter hohe Glashochhaus an der Steglitzer Westtangente gilt bis dato als Synonym für Bausumpf, Bausex und Asbestverseuchung. Geplant hatte den Kasten – ohne Wettbewerb – die Architektin mit dem legendären lockeren Lebenswandel, Sigrid Kressmann-Zschach. Waren 1968 noch rund 200 Millionen Mark für den Turm vorgesehen, so stieg die Bausumme bis 1980 um fast das Doppelte. Finanzierungsschwierigkeiten legen den Bau in den siebziger Jahren zeitweise lahm. Gleichzeitig behinderten Prozesse und parlamentarische Untersuchungsausschüsse den Fortgang des Kreisels, da die Protagonisten der Szene wegen Korruptionsverdacht und Falschaussagen angeklagt waren. Oberfinanzpräsident Klaus Arlt (SPD) mußte 1974 den Hut nehmen. Finanzsenator Heinz Striek (SPD) trat 1975 wegen Flaschaussage zurück.

1988 kaufte der Senat den Kreisel trotz erheblicher baulicher Mängel für 67 Millionen Mark. Pikant: Bürgermeister Weber sah damals als CDU-Baustadtrat keinen Grund, den asbestbelasteten Skandalturm weiter als Bezirksamt zu nutzen. Die Kosten der Entsorgung werden heute auf 100 Millionen Mark veranschlagt. Rolf Lautenschläger

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