Das Portrait: Reverenz an couragierte Frauen
■ Brigitta Jaeggle
Sie war nicht nur eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen, sondern auch eine der ersten: Die damals 27jährige Nicole Clicquot, geborene Ponsardin, wurde 1805 nach dem Tod ihres Mannes die neue Chefin seiner Champagnerkellerei.
Die Witwe (Veuve) Clicquot machte den Champagner unter ihrem Namen weltberühmt. Sie erfand das Rüttelpult zur Klärung des Champagners – das Verfahren wird seither in allen Champagnerkellereien angewandt. Trotz der Wirren der Napoleonischen Kriege baute sie unbeirrt einen internationalen Vertrieb auf.
„Als Reverenz an couragierte Frauen, die wie Nicole Clicquot Ponsardin ihre Firma in eigener Regie zum Erfolg führen“ vergibt die Firma Veuve Clicquot den „Prix Veuve Clicquot für die Unternehmerin des Jahres“.
Die diesjährige deutsche Preisträgerin ist Brigitta Jaeggle, Gründerin einer Kette von Einrichtungshäusern. Die gelernte Schreinerin und studierte Innenarchitektin und Betriebswirtin gründete 1973 mit ihren Ersparnissen von 20.000 Mark eine GmbH. Aus dem ersten Möbelladen in Ravensburg sind 13 eigene Domicil-Einrichtungshäuser sowie 31 weitere Läden geworden, die im Franchise-System von selbständigen Unternehmern nach ihrem Konzept geführt werden. Von 3,2 Millionen Mark 1980 hat sie den Umsatz letztes Jahr auf 51 Millionen gesteigert.
Die 53jährige hat die Preisjury aus zweierlei Gründen überzeugt: zum einen durch ihr innovatives Verkaufskonzept. Statt an Reihen von Sofas oder Lampen vorbei wandern ihre Kunden durch bis zu 13 verschiedene, komplett eingerichtete Wohnungen unterschiedlicher Stilrichtungen. Zum anderen hat Brigitta Jaeggle ungewöhnliche Vorstellungen über die Führung ihres Unternehmens mit inzwischen 130 Angestellten. Die einzelnen Läden werden von einem sechsköpfigen Team gleichberechtigter Mitarbeiter geführt. Aufstiegschancen gibt es somit nicht, aber dafür „Entfaltungsmöglichkeiten“, meint Jaeggle. Sich selbst bezeichnet sie entsprechend eher als „Animateurin“ denn als Chefin. Derzeit arbeitet sie an einem Modell der Mitarbeiterbeteiligung.
Der Prix Veuve Clicquot wird – heute zum 14. Mal – international vergeben. Die Preisträgerinnen der verschiedenen Länder werden sich im Oktober in der Champagner-Stadt Reims treffen. Nicola Liebert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
