Buschfeuer auf Borneo völlig außer Kontrolle

■ Brandbekämpfer sprechen von 300 bis 500 Brandherden im indonesischen Teil der Insel. Verantwortlich sind die anhaltende Dürre durch El Niño und Brandrodungen

Jakarta (dpa/AP/taz) – Auf Borneo sind die Waldbrände außer Kontrolle geraten. Das sagten gestern Brandbekämpfer der bundesdeutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die im indonesischen Teil der Insel im Einsatz sind. „Es ist wirklich schlimm“, meinte Ludwig Schindler, der Leiter des GTZ- Programms zur Waldbrandbekämpfung. Vor dem Aufkommen der Rauchwolken hatten Satellitenfotos zwischen 300 und 500 „heiße Punkte“ in Ostkalimantan gezeigt. Das sind jeweils ein Quadratkilometer große Gebiete mit Brandherden. Wegen des El-Niño-Wetterphänomens leidet Borneo unter einer sehr langen Dürre. Dennoch werden immer wieder Feuer zur Brandrodung für Plantagen und Landwirtschaft gelegt. Angesichts der neuen Feuer haben die südostasiatischen Asean-Staaten gestern internationale Katastrophenhilfe angefordert.

In Singapur, das schon 1997 über Monate unter der Rauchbelastung aus dem Nachbarstaat zu leiden hatte, wurde deutliche Kritik an Indonesien laut. Indonesiens Umweltminister Sarwono Kusumaatmadja verwies jedoch auf die gewaltigen Kosten effizienter Brandbekämpfung. Das Löschen jedes brennenden Hektars würde 3.000 Dollar kosten. Der Minister ließ durchblicken, daß angesichts der schweren Wirtschaftskrise die Brandbekämpfung nicht das dringendste Anliegen der indonesischen Regierung sei.

Laut einer gestern veröffentlichten Studie des WWF und des Wirtschafts- und Umweltprogramms für Südostasien hat der Smog von 1997 Schäden von 1,4 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Mark) angerichtet – zu Buche schlug vor allem die Behandlung der Smogkranken. Schlimmer als Industrie und Tourismus litt die schwer in Zahlen zu fassende Natur. Schätzungen, wonach eine Fläche von zwei Millionen Hektar (20.000 Quadratkilometer) verwüstet wurde, bezeichneten die beiden Organisationen als eher zu niedrig.

Die Wetterkapriolen des El Niño richten auch in Südamerika weiter große Schäden an. Allein in Ecuador sind in den vergangenen 100 Tagen 130 Menschen bei Überschwemmungen und Unwettern ums Leben gekommen. 20.000 Menschen mußten evakuiert werden, berichtete die Zivilverteidigung am Dienstag in Quito. Mindestens acht verschiedene Epidemien sind nach Angaben von Ärzten ausgebrochen.

Auch in Peru ist die Lage kritisch. In der Stadt Ica hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eine Wasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen, um einen Ausbruch der Cholera durch verseuchtes Wasser zu verhindern. Die Stadt Chiclayo ist von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem der Moche-Fluß über seine Ufer getreten ist. Auch in Argentinien mußten über 6.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Im Nordosten des Landes traten die Flüsse Parana, Paraguay und Uruguay über die Ufer und überschwemmten weite Flächen. rem