: Fußballelite in die Kaserne?
■ SPD will Soldaten-Sportplatz zur Fußballschule machen
Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) braucht Platz. Das Gelände in Norderstedt, auf dem er seine Sportschule und ein Lehrgangszentrum betreibt, darf er nur noch bis zum Jahr 2000 nutzen. Danach beansprucht der HSV das Grundstück wieder. Also muß der HFV umziehen – am besten nach Jenfeld, auf das Sportgelände der Lettow-Vorbeck-Kaserne, findet die Hamburger SPD.
Sie hat vorgeschlagen, die Stadt möge bei der Nutzung der bald leerstehenden Kaserne „die Interessen des HFV berücksichtigen“. Diese Woche berieten der Stadtentwicklungsausschuß sowie der Jugend- und Sportausschuß über den Vorschlag.
Besonders die GAL warnt vor einem hastigen Kauf der Anlagen. Sie befürchtet, daß der HFV die örtlichen Vereine vom Kasernengelände aussperrt. Das wäre hart, gerade im sozial gebeutelten Jenfeld. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Sportschule, aber das Grundstück muß dem Stadtteil zugänglich sein“, erklärt Wolf-Dieter Rösler, stellvertretender GAL-Fraktionschef im Bezirk Wandsbek. Ein elitärer Fußballer-Haufen bringe Jenfeld wenig.
Der Fußball-Verband will zwar „nicht ausschließen“, daß auch andere Vereine auf dem Gelände spielen und trainieren dürften. Zusagen mag er das aber auch nicht. „Über einzelne Veranstaltungen kann man reden“, wägt Geschäftsführer Karsten Marschner ab. „Die Sporthalle zum Beispiel benutzen wir die meiste Zeit sowieso nicht.“Bei den Außenplätzen sieht es schon anders aus: Der HFV möchte den vorhandenen Aschenplatz durch Rasen ersetzen, und „da muß man mit der Nutzung vorsichtig sein“. Rasen sei eben empfindlicher als Asche.
Derzeit ist es noch zu früh für konkrete Trainingspläne, findet Heike Sudmann, Stadtentwicklungspolitische Sprecherin der GAL. „Wir sollten keine Fakten schaffen, bevor nicht ein Konzept für das ganze Kasernengelände vorliegt.“
Daran basteln Stadtentwicklungsbehörde und PlanerInnen noch. Platz für Firmen soll das Gelände bieten, aber auch für Stadtteilprojekte und Behörden. Und dann sind da noch die beiden Reservebataillone, die momentan in Lettow-Vorbeck hausen. Bis Ende des Jahres sollen sie weg sein – doch ob und für wieviel Geld die Stadt das Grundstück überhaupt kauft, ist unklar. Falls der Senat Lettow-Vorbeck übernimmt, könnte er die Sportanlagen kostenlos dem Verband und anderen Vereinen zur Verfügung stellen. Das ist üblich, denn so müßte die Stadt zwar den Kaufpreis zahlen, aber nicht dafür sorgen, daß die Anlagen gut in Schuß bleiben. Judith Weber
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