: Schröders reiche Gönner
■ Von unbekannten Mäzenen hat Schröder Wahlkampfhilfe in Millionenhöhe erhalten
Mehr als eine Million Mark hat die Wahlhilfe auf jeden Fall gekostet, die Gerhard Schröder am Samstag von noch unbekannter Seite zuteil wurde. In allen niedersächsischen Tageszeitungen erschienen doppelseitige Anzeigen, in denen sich allerdings kein Auftraggeber oder presserechtlich Verantwortlicher als SPD-Wahlhelfer zu erkennen gab. Auf beiden Seiten waren die Porträts der sechs bisherigen Bundeskanzler angeordnet – von Adenauer bis Kohl jeweils mit dem Kommentar „Kein Niedersachse“ versehen, darunter forderten die unbekannten Schröder-Freunde in großen Lettern: „Der nächste Kanzler muß ein Niedersachse sein.“ Unten auf den Seiten wurde zu hoher Wahlbeteiligung aufgerufen und behauptet: „Was Niedersachsen wirklich weiterbringt, ist ein Kanzler aus unserem Bundesland.“
Natürlich traf dieser Anzeigentext die Stimmung vieler Wähler zwischen Nordsee und Hannoversch Münden – unabhängig von ihrer Parteipräferenz: Einen SPD- Kanzlerkandidaten Schröder befürworteten in den Umfragen vor der Wahl auch 58 Prozent der Grünen-, 51 Prozent der FDP- und selbst 48 Prozent der CDU-Anhänger. Schröder selbst allerdings behauptete gestern, von der anonymen Wahlhilfe überrascht worden zu sein.
Schröder beteuerte, die Urheber der nicht gerade billigen Wahlhilfe nicht zu kennen: „Ich weiß es sowenig wie sie.“ Wenn irgendwelche Bürger sich entschlössen, eine bestimmte Politik zu unterstützen, dann sei das ihr gutes Recht. Über den Wahlkampfetat seiner Partei sind die Anzeigen nach Angaben von Schröder nicht abgerechnet worden. Er erinnerte daran, daß in ähnlicher Weise schon einmal der Besitzer der Supermarktkette Tengelmann in einen Wahlkampf eingegriffen hat, allerdings zugunsten Helmut Kohls. Natürlich, so sagte Schröder, dürften die Kosten der Anzeige nicht „als Werbungskosten über den Betrieb“ abgerechnet werden. ü.o.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen