: Deutsche wollen Exoten
■ 25 Jahre gilt das Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Artenschützer sehen Licht und Schatten: Viele Länder sind beigetreten, doch die Nachfrage nach geschützten Tieren bleibt hoch
Frankfurt/Main (taz) – Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) wurde gestern 25 Jahre alt. Kein Grund zum Feiern etwa für den Netzpython, der sich in seinem kleinen Terrarium im Salon 5 des Airport Conference Center am Rhein-Main-Flughafen bewegungslos langweilte. Die Riesenschlange und auch die etwas agilere Schildkröte nebenan wurden von Klaus Schröder vom Hauptzollamt am Flughafen mitgebracht – von der Asservatenkammer direkt zur Jubiläumspressekonferenz des WA von Zoll, Regierungspräsidium, Aktionsgemeinschaft Artenschutz und Deutschem Naturschutzring.
Dem Python und der Schildköte hat das WA nicht viel genutzt. Beide Tiere waren von Deutschen in einem südamerikanischen Land gekauft worden und sollten illegal nach Deutschland eingeführt werden, streng verboten nach dem WA. Und deshalb stellte der Zoll die Tiere bei der Einreise sicher. Sie werden zurückgeschickt oder finden hier eine neue Heimat, vielleicht im Zoo in Frankfurt.
Gerade in den Entwicklungsländern, weiß Günther Peter von der Aktionsgemeinschaft Artenschutz zu berichten, sei die Einhaltung der WA-Bestimmungen kaum zu kontrollieren. Rund 8.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten unterliegen nach dem WA strengsten Handelsbestimmungen bis hin zum absoluten Handelsverbot. Doch obgleich fast alle Staaten Südostasiens, Lateinamerikas und Afrikas zu den 130 Unterzeichnern des Abkommens gehören, könnten dort „an fast jeder Straßenecke auch unter strengsten Schutzbestimmungen stehende Tiere gekauft werden“, sagt Peter. In Thailand selbst Tigerbabys, empört sich auch Werner Weitzel vom Darmstädter Regierungspräsidium. Die Nachfrage bestimme das Angebot.
Weitzel ist eigentlich zuständig für die Einhaltung des WA im gewerblichen Bereich: bei der in Frankfurt etablierten Pelzverarbeitung, bei der Lederwarenindustrie in Offenbach und den Elfenbeinschnitzereien im Odenwald. An dieser „Front“, sagt Weitzel, „sieht es gut aus“. Die Unternehmensverbände würden heute darauf achten, daß ihre Mitgliedsfirmen nicht gegen das Artenschutzübereinkommen verstießen. Doch schwarze Schafe gibt es immer. Etwa den Pelzhändler, der Ozelotfelle in Massen nach Deutschland geschmuggelt hatte. Der Fall war von der Aktionsgemeinschaft Artenschutz aufgedeckt worden. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage. Doch das zuständige Gericht lehnte aus formalen Gründen eine Verfahrenseröffnung ab. „Der Zoll zieht mit beim Kampf gegen die Tiermafia; das Problem bleibt die Justiz“, sagte Peter. Der Bundesregierung warf er vor, noch nicht einmal die redaktionelle Anpassung des Bundesnaturschutzgesetzes an die neue EU-Artenschutzverordnung zustande gebracht zu haben (taz vom 23. Februar). „Die Folge ist, daß die illegale Vermarktung von WA-geschützten Exemplaren weder als Ordnungswidrigkeit noch als Straftatbestand verfolgt und geahndet werden können“, so Peter.
Das Fazit der Experten: Das WA habe viele Tierarten vorm Aussterben gerettet. Doch es bleibe Aufgabe der reichen Industrieländer, mit schärferen Gesetzen gegen die mafiös organisierten Tierhändler vorzugehen. Und Aufklärungsarbeit müsse weiter geleistet werden. Nur wenn in Europa und den USA die Nachfrage nach exotischen Tieren zurückgehe, werde den „Naturplünderern“ endgültig der Nährboden entzogen. Doch noch, sagt Werner Weitzel vom Regierungspräsidium, seien etwa Giftschlangen in Deutschland „super in“. Klaus-Peter Klingelschmitt
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