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Auf Du und Du mit LehrerarbeitVerdrehte Fakten

■ Lehrer kritisieren: Im Kienbaum-Gutachten stecken einige Fehler

Sind die Bremer Schulklassen nun wirklich zu leer? Fallen tatsächlich soviele Stunden aus? So richtig weiß man es auch nach dem am Dienstag endgültig vorgelegten Kienbaum-Gutachtens zum Lehrereinsatz noch nicht. Nicht nur weil sich die Untersuchung allein auf betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte beschränkt. Selbst in den quantitativen Erhebungen gibt es ein paar grobe Fehler. Darauf haben am Mittwoch Schul-Personalrat Thomas Koball und der Leiter der Gesamtschule Ost, Franz Jentschke, hingewiesen.

So monieren die Kienbaum-Autoren, daß in der Stadtgemeinde Bremen „im Bezugszeitraum fünf bis zehn Prozent des Unterrichts nicht planmäßig gegeben wurde oder ausfiel“. Die höchsten Anteile hätten dabei die Haupt- und Gesamtschulen zu verzeichnen gehabt. Schon die dazugehörige Grafik zeigt etwas anderes: Sie weist für die Gesamtschulen die deutlich niedrigste Zahl von 3,8 Prozent Fehlstunden gegenüber etwa 5,8 bei den Gymnasien auf. „Und was den Ausfall sogenannten planmäßigen Unterrichts betrifft“, klärt Jentschke auf: „In dieser Zeit haben bei uns – durchaus planmäßig, aber eben nicht als normaler Fachunterricht – Betriebspraktika und Klassenfahrten stattgefunden.“

Daß die fehlerhaften Angaben leicht dazu benutzt werden könnten, Politik zu machen, demonstrierte am Mittwoch die Bürgerschaftsfraktion der AfB, die forderte, „sich eingehend mit den Lieblingskindern der Sozialdemokratie zu beschäftigen“und die Gesamtschulen zu überprüfen.

Die Bildungsbehörde hat ihr Augenmerk derweil auf eine andere Kernaussage des Gutachtens gerichtet: LehrerInnen dürfen sich für zu viele Dinge freistellen oder in der Unterrichtsstundenzahl abmindern lassen. „Als hätten sie jede Menge Zeitreserven“, empört sich Koball, der vom Gegenteil überzeugt ist.

Die meisten Freistellungen – 5.774 Stunden – gehen in Bremen für Schulleitungsaufgaben drauf. 1.184 für Altersermäßigungen und 1.549 für längere Krankheiten. Dem will die Behörde nun entgegenwirken, indem sie LehrerInnen ab 55 Jahren statt zwei (Bundesdurchschnitt) nur noch eine Stunde Abminderung pro Woche zugesteht. „Das ist doch kontraproduktiv“, findet Koball.

Schon jetzt zeige sich, daß die Belastungen mit zunehmendem Alter anstiegen. Das bewiesen die hohen Ausfälle durch Krankheit. „Und das durchschnittliche Pensionsalter liegt jetzt bereits zwischen 58 und 59 Jahren.“So könnte allerdings ein ganz anderes Problem gelöst werden, das im Gutachten zwar benannt wird, aber ohne Lösungsvorschlag bleibt: die beim gegenwärtigen Stellenstopp drohende Überalterung des Lehrpersonals. bw

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