: Neuer Bankenriese in Staatshand
■ Bankgesellschaft Berlin schluckt Nord/LB für 6,6 Milliarden Mark
Berlin (taz/rtr) – Beinahe wäre in Berlin die zweitgrößte Bank Deutschlands entstanden. Doch als nach fast dreijährigen Verhandlungen die Bankgesellschaft Berlin und die Norddeutsche Landesbank gestern endlich ihr Zusammengehen verkündeten, waren sie ihrerseits schon von der Fusions- und Gewinnwelle überrollt worden: Mit einer gemeinsamen Bilanzsumme von rund 620 Milliarden Mark schaffen sie es jetzt nur auf den vierten Platz – nach Deutscher Bank, der kürzlich fusionierten Bayerischen Vereins- und Hypobank und der Dresdner Bank.
Am Mittwoch hatten sich die Berliner Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) und ihr niedersächsischer Amtskollege Willi Waike sowie die Vorstandssprecher Wolfgang Rupf (Bankgesellschaft) und Manfred Bodin (Nord/LB) geeinigt: Die Nord/LB soll in die Bankgesellschaft als „Sacheinlage“ eingebracht werden. Dafür zahlt die Bankgesellschaft an die Eigentümer der Nord/LB 1,3 Milliarden Mark in bar und übereignet ihnen zudem 125 Millionen neu zu schaffende Aktien. Nach dem jetzigen Börsenkurs wären das noch einmal 5,3 Milliarden Mark.
Die Eigentümer sind die Länder Niedersachsen (40 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt (je zehn Prozent) sowie diverse Sparkassenorganisationen. Der Zusammenschluß steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung aller Gremien und der „Klärung weiterer wesentlicher Sachfragen“, warnen die beiden Banken.
Nicht nur Niedersachsen würde auf diese Weise zu einem Geldregen kommen. Auch das Land Berlin, dem 56,8 Prozent der Bankgesellschaft gehören, verdient erst mal an der Fusion. Denn für 1,5 Milliarden Mark kauft die Bankgesellschaft dem verschuldeten Stadtstaat sämtliche künftige Gewinnansprüche ab, die das Land an die Tochtergesellschaft Landesbank Berlin hat. Insgesamt muß die Bankgesellschaft so rund acht Milliarden Mark aufbringen.
Die beiden fusionswilligen Banken gehen von einem Einsparpotential „in der Größenordnung von mindestens zehn Prozent der gegenwärtigen Gewinne in einem überschaubaren Zeitraum“ aus – das wären rund 100 Millionen Mark. Beobachter sind da skeptisch. Beide Banken operieren in strukturschwachen Regionen. Ihr Filialnetz überschneidet sich überhaupt nicht, so daß hier keine Einsparungen möglich sind. Außerdem kann sich niemand vorstellen, daß Berlin oder Hannover zulassen würden, eine der beiden Hauptverwaltungen aufzugeben. Dessen ungeachtet legten die Aktien der Bankgesellschaft nach Bekanntwerden der Einigung erst mal zweistellig zu. lieb
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