piwik no script img

Hennen bleiben im Kerker

■ Tierschutzbund kritisiert EU-Entwurf zur Käfighaltung. Verfassungsgericht entscheidet

Berlin (taz) – „Es ist eine Farce“, ärgerte sich gestern der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, über den Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie zum Schutz von Legehennen. „Nach jahrelangen Verzögerungen hat sich die Kommission nicht dazu durchringen können, die Käfighaltung zu verbieten“, meinte er.

Den EU-Bestimmungen zufolge sollen die Drahtkäfige der Legehennen zwar ab 2004 von bisher 450 Quadratzentimeter (gut 20 mal 20 Zentimeter) auf bis zu 800 Quadratzentimeter pro Huhn im Jahr 2009 vergrößert sowie mit Sitzstangen und Legenestern ausgestattet werden. Diese Maßgaben könnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Haltung von Hühnern in Käfigen generell Tierquälerei sei. „Hennen benötigen Auslauf, Möglichkeiten zum Scharren und genügend Platz“, so Apel gestern in Bonn.

Noch in diesem Frühjahr wird das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe über eine Klage entscheiden, die Nordrhein-Westfalen bereits 1990 eingereicht hat. Darin wird die Hennenhaltungsverordnung angegriffen. Diese Verordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums legalisiert, daß jeder Henne nur eine Fläche, kleiner als ein DIN-A4-Blatt zusteht. Nach Meinung der Kläger verstößt die Verordnung eindeutig gegen das im Tierschutzgesetz festgeschriebene „verhaltensgerechte“ Unterbringen.

Die enge Käfighaltung wird von den großen Eierproduzenten unterstützt. Ohne das enge Stapeln müßen sie ihre Hunderttausende und Millionen Hennen in wesentlich größeren Hallen oder gar im Freiland halten. Das würde den Preis pro Ei erhöhen. In manchen Ländern der EU wird dem Federvieh wesentlich mehr Platz zugestanden. rem

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen