: Schanzenpark ohne Hotel-Szene
Umbau des Wasserturms zur Nobelherberge ist gescheitert. Statt dessen Hotel am Millerntor? Schicksal des Turms weiter ungewiß ■ Von Heike Haarhoff
Im Wasserturm im Sternschanzenpark wird kein Hotel entstehen. Die französische Hotelkette „Accord“, die in dem denkmalgeschützten Turm ein 180-Betten-Hotel des Typs „Mercure“(140 bis 190 Mark pro Doppelzimmer) betreiben wollte, hat „dieses Dossier ad acta gelegt“. Das erklärte der Münchner Geschäftsführer Hans-Dieter Kolditz gestern gegenüber der taz. Die Verhandlungen zwischen „Accord“und dem Wasserturm-Eigentümer, dem Münchner Investor Joachim-Ernest Storr, hätten zur „Funkstille“geführt.
Bereits im vorigen Sommer hatten die bayerischen Hoteliers „die Drogenszene“am nahen Schanzenbahnhof bemängelt. Übernachtungsgäste würden sich da nicht wohlfühlen. „Wenn sich das Umfeld nicht bessert, haben wir kein Interesse“, drohte Kolditz damals. Sein Fazit heute: „Es hat sich nichts geändert.“
Joachim-Ernest Storr, der den Wasserturm 1990 von den Hamburger Wasserwerken erwarb und seitdem ungenutzt verfallen läßt, war gestern nicht für die taz zu sprechen. „Vielleicht sagen wir was im April“, ließ seine Chefsekretärin pampig ausrichten. Die Nachfrage, wie denn das Denkmal nach der Mercure-Absage genutzt werden sollte, quittierte sie mit Auflegen des Hörers.
Eimsbüttels regierende rot-grüne Kommunalpolitiker reagierten hilflos-überrascht. „Der Turm ist Chefsache“, verwies SPD-Fraktionschef Jan Jalass auf Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD). Der aber weilt im Urlaub. „Wir werden abwarten, was der Storr macht“, so die GAL-Fraktionsvorsitzende Solange Lipprandt. Als Grundeigentümer obliege Storr die Instandhaltungspflicht; ein Baugebot, das hatte der Bezirk bereits im Sommer klargemacht, gebe es hingegen nicht.
Unterdessen erklärte Dieter Kornek von der Accord-Development-Abteilung, sein Unternehmen sei „weiterhin“am Standort Hamburg interessiert. Ein „low-budget“-Hotel (70 Mark pro Nacht) werde Ende April an der Kieler Straße eröffnet. Weitere Gespräche würden über ein Mercure-Hotel geführt – und zwar mit 150 Betten am Millerntorplatz. Zwar befinde man sich „noch in der Vorphase der Studie“. Doch wolle er nicht ausschließen, daß das weitestgehend leerstehende neue Büro-Hochhaus am Millerntorplatz möglicherweise „aufgrund der schwierigen Büromarktsituation“in ein Hotel umgebaut werden könne. Denkbar sei aber auch, das Hotel auf der angrenzenden Freifläche zu errichten.
„Nichts bekannt“ist dem Baudezernenten des Bezirks Mitte, Peter Gero, von diesen Plänen. „Blöde“fände er die Idee zwar nicht, das Bürohaus umzunutzen, bevor es leerstehe. Doch der Umbau würde „mindestens 20 bis 25 Prozent der Kosten eines Neubaus verursachen“. Besser realisierbar erscheine ihm ein Hotel am „südlichen Millerntorrand am Zirkusweg, wo die Bowlingbahn war“.
Gisela Ahuis, PR-Agentin im Auftrag der Millerntorhaus-Eigentümerin ABG (Allgemeine Beteiligungsgesellschaft für Gewerbeimmobilien), erklärte sich gestern „empört“über die „Gerüchte“. Ein Umbau sei nicht geplant. Wann der Bürokomplex anderweitig vermietet werde, vermochte sie aber auch nicht zu sagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen