: Wer hat, dem wird gegeben
■ Marktoffensive der Postbank: Mit 2.000 Mark sind sie dabei beim kostenlosen Konto
Nürnberg (taz) – Viele zusätzliche Briefe haben Deutschlands Postboten in diesen Tagen auszutragen. Die Postbank will ihre 3,6 Millionen Girokunden, von denen viele das Konto nur als Zweit- oder Drittbankverbindung nutzen, stärker an sich binden. „Eine bombige Nachricht für Sie“, verkünden die Postbanker, die noch im laufenden Jahr den Schritt an die Börse wagen wollen: Das Girokonto wird ab 1.April 1998 kostenlos geführt.
Das sei der Versuch des Instituts, neue Kunden zu gewinnen und die vorhandenen Kunden zu mehr Umsatz zu animieren, erklärt Postbank-Sprecher Joachim Strunk. Denn an eine winzige Vorbedingung ist die Gebührenfreiheit bei der Postbank gekoppelt: Kunden müssen auf dem Girokonto monatlich Zahlungseingänge von mindestens 2.000 Mark verzeichnen. „Wo das Geld herkommt, ist uns egal.“ Während die schwächelnde Bank für Gemeinwirtschaft die Gebührenfreiheit an den monatlichen Gehaltseingang von mindestens 2.000 Mark koppelt, können bei der Postbank auch Kindergeld oder die „Überweisung von der Oma“, mitgerechnet werden, so Strunk. Auch wer das monatliche Eingangslimit durch eine Überweisung von einem anderen eigenen Konto überschreitet, kommt in den Genuß der Kostenfreiheit. Das tröstet natürlich all jene nicht, die solche anderen Geldquellen nicht haben. Sie müssen künftig monatlich pauschal 8,50 Mark bezahlen, immerhin inklusive Scheckkarte, Telefon- und Online-Banking und portofreien Girobriefumschlägen.
Auch in anderen Bereichen versucht die privatisierte Postbank mit ihren rund zehn Millionen Kontoverbindungen – vor allem Postsparbücher – den Schritt zu einer richtigen Bank zu gehen. Privatkredite und Investmentfonds, Baufinanzierung und hochverzinste Sparformen – bei allen Produkten verspricht das Institut Spitzenkonditionen. „Allerdings müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren – die Produkte sollen einfach und standardisiert sein“, betont der Postbank-Sprecher. Müssen sie wohl auch, denn in puncto Beratungsqualität ist von der Beamtenschar der Postbank auch weiterhin keine Spitzenleistung zu erwarten.
Besonders aufgebracht reagieren Bankkunden auf einen Zusatz der Postbank: „Übrigens können Sie vom kostenlosen Postbank Giro plus auch profitieren, wenn ihre monatlichen Eingänge derzeit unter 2.000 DM liegen. Denn bis Ende September 1998“, so der Werbebrief der Bank, „haben Sie die Möglichkeit, Ihre Kontoeingänge auf 2.000 DM pro Monat anzuheben.“ Wie Sie das angesichts der derzeitigen Arbeitsmarktlage und Lohnerhöhungen machen sollen, bleibt Geheimnis der Postbank. Horst Peter Wickel
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