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Kneipe als Schutz vor Chemieunfällen

■ Im Saal einer ehemaligen Elbkate wollen Stade und Dow Chemical einen Schutzraum für Fährenpassagiere schaffen

Ein Schutzraum in Nähe des Elb-anlegers Stadersand soll Fahrgästen des Elbe-City-Jets künftig Sicherheit bei Gasunfällen im benachbarten Chemiewerk Dow Chemical bieten. Das haben die Stadt Stade und Dow Deutschland vereinbart. Die Kosten teilen sich Stadt und Konzern.

Werks-Chef Enno Schüttemeyer hatte Ende vergangenen Jahres die Verwaltung aufgefordert, dafür zu sorgen, daß die Elbkatamarane nicht mehr „völlig unvorbereitete Personen an unseren Werkszaun schaufeln“( taz vom 5.1.98). Denn aus dem Werk kann, theoretisch wie praktisch, eine Gaswolke austreten „und über das angrenzende Gelände streichen“. Für diesen Zeitraum müßten sich Passanten – die Elbkatamarane halten direkt neben dem Werkszaun – in geschlossenen Räumen aufhalten.

„Maximal eine Viertelstunde“lang, so Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms. Daß sich eine Gaswolke mehrere Stunden dort halte oder ständig Gas nachströme, sei „nicht möglich“. Ohnehin gehe es „um eine theoretische Gefahr, die ausgeschlossen werden soll“.

Als Schutzraum soll künftig der ehemalige Saal der Ausflugs-Gaststätte Elbkate dienen. Der Raum ist heruntergekommen, die Fenster sind vernagelt. Er soll wieder hergerichtet werden, inklusive ferngesteuerter Tür und Beleuchtung, Erste-Hilfe-Schrank, behindertengerechtem Zugang und drei Lautsprechern in der Umgebung der Gaststätte. Stade zahlt dafür rund 30.000 Mark, so Schröder-Doms. Die Kosten für Dow lägen „in der gleichen Größenordnung“.

Der Konzern sieht in dem Schutzraum nur eine Übergangslösung und fordert weiter eine Verlagerung des Anlegers. Entsprechende Alternativen für den Elbkatamaran würden derzeit untersucht, so der Stadtbaurat. Unter anderem ein Vorschlag des Regierungspräsidiums: Die Fähren könnten den Stader Stadthafen anlaufen. Diese Variante war schon vor Gründung der Katamaran-Linie verworfen worden. Der Hafen führt bei Ebbe zuwenig Wasser.

Dow-Chef Schüttemeyer hatte beklagt, die Fraktionen des Stadtrates „kaprizieren sich auf die angenehmen Dinge des täglichen Lebens, mit dem Restaurant und der Anlegestelle am Fluß, genau da, wo wir unsere Sorgen haben, und überlassen uns die Probleme mit der Sicherheit“. Achim Fischer

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