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ABM-Kräfte auf Streife in der Hasenheide

■ Mit "Sozial- und Grünkobs" will Neukölln den Park sicherer machen. Polizei will verstärkt gegen Drogenkriminalität vorgehen

Mit deutlich verstärkter Präsenz will die Neuköllner Polizei gegen die Drogenszene im Volkspark Hasenheide vorgehen. Ab dem 1. April werden 35 uniformierte ABM-Kräfte die Polizei und die Freiwillige Polizeireserve bei ihrer Arbeit in der Hasenheide unterstützen. Der Großeinsatz der Polizei am vergangenen Freitag, so Bezirksbürgermeister Bodo Manegold (CDU), sei lediglich „Abschluß einer ersten Großaktion“ gewesen. Dabei waren neben der Parkanlage auch die U-Bahn-Linie 8 zwischen Boddin- und Hermannstraße sowie vier Lokale in der Umgebung kontrolliert wurden. Das Ergebnis: elf Festnahmen, fünf Platzverweise und über 90 Anzeigen.

„Der Zustand in der Hasenheide war im letzten Jahr einfach nicht mehr hinnehmbar“, erklärte Klaus Karau, Leiter der zuständigen Polizeidirektion. Seit Jahresanfang setzt die Polizei daher auf verstärkte Kontrollen im Polizeiabschnitt 55, der von Hasenheide, Karl-Marx-Straße, Buschkrugallee und dem Flughafen Tempelhof begrenzt wird. Die Ergebnisse schlagen bereits jetzt zu Buche: Die Anzahl der Straftaten, die in den ersten zwei Monaten dieses Jahres im Abschnitt 55 registriert wurden, entspricht etwa einem Drittel der Delikte, die von März bis Dezember 1997 dort verzeichnet wurden. „Die Zahlen bedeuten keinen Anstieg von Straftaten“, erklärt Norbert Gunkel von der Pressestelle der Polizei, „sondern spiegeln die größere Polizeipräsenz wieder.“

Während von März bis Dezember 97 insgesamt 1.500 Personen überprüft wurden, waren es im Januar und Februar diesen Jahres bereits 600. 1997 gab es – im genannten Zeitraum – 500 Platzverweise und 260 Festnahmen, 1998 waren es 186 beziehungsweise 90. Im vergangenen Jahr standen von 312 Strafanzeigen 160 in Verbindung mit Rauschgiftdelikten und 112 mit aufenthaltsrechtlichen Fragen. In den ersten Monaten dieses Jahres entfielen von 109 Strafanzeigen 60 auf Drogenkriminalität und 15 auf ausländerrechtliche Fragen. Bei den ABM-Kräften, die künftig in der Hasenheide auf Streife gehen, handelt es sich um 35 Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die von einer privaten Firma eingestellt werden. Die „Sozial- und Grünkobs“, wie Manegold sie nennt, sollen in speziellen Uniformen vor allem moralische Funktionen ausüben. „Die Sozialkobs haben Weisungsrecht, aber keine Hoheitsfunktion wie Polizisten“, so der Bürgermeister. „Wir setzen zunächst darauf, Bürgersinn zu wecken. Doch wenn Worte nichts nützen, werden die sie begleitenden Polizeibeamten Bußgeldbescheide ausstellen und anderweitig eingreifen.“

Für den bündnisgrünen Bezirksverordneten Eugen Koch ist die Großaktion vom Freitag lediglich ein „Show-Effekt“: Zwar seien Kleinkriminelle und Schwarzfahrer getroffen worden, nicht jedoch die Drahtzieher der Drogenkriminalität. Koch befürchtet, daß die Drogenszene lediglich in die umliegenden Straßen verdrängt würde. Doch auf dieses „Katz-und- Maus-Spiel“, so Pressesprecher Gunkel, sei man bei der Polizei eingestellt. „Wir setzen nach.“ Doch Koch von den Bündnisgrünen glaubt nicht, daß die Polizei ihre verstärkte Präsenz auf Dauer aufrechterhalten kann. Kerstin Marx

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