„Mäuschen“hatte recht

■ HSV-Chef Uwe Seeler tritt zurück, soviel ist klar. Doch wer rückt nach?

Seine Gattin Ilka hatte es schon immer gewußt. „Laß das sein“, riet Frau Seeler ihrem Uwe. Doch der wollte nicht hören und heuerte im Oktober 1995 beim HSV als Vereinschef an. Inzwischen hat der 61jährige erkannt: „Mäuschen, du hattest recht.“

Am Montag abend verkündete Seeler es dann offiziell. „Nach dieser Saison werde ich dem HSV nicht mehr als 1. Vorsitzender zur Verfügung stehen“, ließ der Dicke via Hausblatt BILD-„Zeitung“vermelden. Er sei bereit, zu „gemachten Fehlern zu stehen“, aber die „Häme und die zum Teil ehrverletzenden Angriffe“seien für ihn und „seine Familie“zu viel des Schlechten. Nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am 9. Mai ist Schluß – ein Jahr bevor seine Amtszeit offiziell endet.

In den vergangenen Wochen war es besonders ungemütlich für Seeler geworden. „Es kann keinen Spaß machen, was sich in Hamburg abspielt“, befand er, sein Vize Harry Bähre hatte auch die Nase voll: „Ich höre im Juni auf.“Und das Verhältnis zu Geschäftsführer Werner Hackmann war schonmal harmonischer. Seeler fühlt sich im Stich gelassen.

Er ist es auch. Mit Bähre wollte der letzte „gute Freund“aus der Tennis- und Saunaclique seinen Dienst quittieren. Im Mai 1997 hatten schon Schatzmeister Jürgen Engel und Vize Volker Lange das Kumpel-Quartett gesprengt, das vor zweieinhalb Jahren antrat, um beim HSV den „totalen Neubeginn“einzuleiten. „Die Zukunft des HSV hat begonnen“, befanden damals einige. Jetzt wird wieder nach vorne geschaut – ohne Seeler. Doch wer kommt?

Ex-Präsident und Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hunke läßt keine Gelegenheit aus, sich als Nachfolger zu empfehlen. „Ich stehe bereit“, erklärte er bisher, „aber nur beim Abstieg.“Gestern hörte sich das schon anders an: „Über alles andere muß man viel nachdenken.“Die Fangruppe „Supporters“unterstützt ihn.

Den Aufsichtsrat, der den Vorstand bestellt, hat Hunke jedoch nicht hinter sich. Dort wird Jürgen Werner (62) präferiert, der stellvertretende Vorsitzende des Kontrollgremiums, das sich am 31. März wieder trifft. Derzeit ist Seelers ehemaliger Mannschaftskamerad auf Kreuzfahrt. Stürmische See schreckt ihn also nicht.

Clemens Gerlach

Siehe auch S. 13!