: 53 Prozent Grüne für SPD
■ Allensbach-Analyse: Anhänger der Grünen haben bei der SPD eine zweite politische Heimat
Berlin (taz) – „Kommen die Grünen aus der Mode?“ Unter dieser Überschrift hat das Allensbacher Institut für Demoskopie in der gestrigen FAZ seine aktuelle Analyse über die Grünen vorgelegt. Eine klare Antwort auf die Frage läßt die Allensbach-Chefin Renate Köcher in dem Beitrag offen, aber ihre Meinung wird deutlich: „Die Grünen, einst Speerspitze des Zeitgeists, laufen Gefahr, aus der Mode zu kommen.“
Die Ursache dafür sieht die Chefin des CDU-nahen Instituts nicht so sehr bei den Grünen selbst. Vielmehr habe eine schwache SPD über lange Zeit verdeckt, daß sich „das gesellschaftliche Klima der späten neunziger Jahre für die Grünen ungünstig entwickelte“. Die politischen Anliegen, die ihren Aufstieg begründeten und für die die Grünen bis heute in den Augen der Bevölkerung stünden, seien in der politischen Rangordnung zurückgestuft worden – allen voran der Umweltschutz.
Die Grünen würden aber nach wie vor als „Single-issue-Partei“ gelten, eng konzentriert auf ökologische Themen. Das Programm der Grünen kennzeichnet die Mehrheit der Bevölkerung mit drei Zielen: Umweltschutz (67 Prozent), Erhöhung des Benzinpreises (65 Prozent) und Förderung alternativer Energien (65 Prozent). 36 Prozent glauben, daß die Grünen für soziale Gerechtigkeit stehen und nur 22 Prozent, daß sie das soziale Netz sichern wollen.
Die aktuelle Schwäche der Partei erklärt das Institut damit, daß die Zugewinne der SPD massiv zu Lasten der Grünen gehen. 53 Prozent der Grünen-Anhänger können sich vorstellen, bei der Bundestagswahl für die SPD zu stimmen. „Die Anfälligkeit der Klientel der Grünen für einen Wechsel zur SPD“, so die Analyse, „wurde über Jahre durch die mangelnde Attraktivität der SPD verdeckt, die bei den Anhängern der Grünen immer ausgeprägte Affinität zur SPD wurde nicht aktiviert.“ Jetzt zeige sich, wie leicht diese Sympathien mobilisierbar seien.
Für Panik besteht jedoch kein Grund: In der Allensbach-Umfrage vom 8. bis 19. März erhielten die Grünen 10,2 Prozent der Stimmen. Jens König
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