: Ein korruptes System
■ Betrugsverdacht bei Ärzten: KV-Chef Michael Späth weiter unter Beschuß
Der im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Abrechnungsskandal in Millionenhöhe in Verdacht geratene Hamburger Kassenärzte-Chef Michael Späth ist gestern erneut aufgefordert worden, sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen zu lassen. Der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) erklärte, ein „solches vorübergehendes Ausklinken“aus den Geschäften der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KV) „gebiete der politische Anstand“.
Auch der gesundheitspolitische Sprecher der GAL, Peter Zamory, forderte Späth auf, sein Amt als Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KV) bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen. Zamory kritisierte außerdem das Abrechnungssystem für ärztliche Leistungen: Dieses „ist korrupt und macht korrupt“und verführe Mediziner zu Abrechnungsbetrug. Zamory: „Alle Ärzte mogeln – aber falls sich die neuen Vorwürfe bewahrheiten, dann betrügen einige in sehr großem Stil.“
Die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung, Belinda Diethelm, erklärte gestern, der Vorstand der Standesorganisation habe Späth in einer außerordentlichen Sitzung am Mittwoch abend „das vollste Vertrauen“ausgesprochen. Weitere Erklärungen gab Diethelm nicht ab.
Am Mittwoch waren 13 Praxen, Labore und Privatwohnungen von acht Hamburger Ärzten durchsucht worden, die Abrechnungsbetrügereien in zweistelliger Millionenhöhe begangen haben sollen. Die Laborfachärzte, die in zwei Hamburger Gemeinschaftslabors praktizieren, sollen unberechtigt Leistungen über die KV abgerechnet haben. Zur genauen Schadenshöhe wollte die Hamburger Staatsanwaltschaft auch gestern noch keine Angaben machen. dpa
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