: Wohnen zwischen Ambulanzen
■ Die Pläne für ein Gesundheitszentrum am Hafenkrankenhaus sind fast fertig. Doch der Bezirk hat eigene Vorstellungen
Der Bezirk Mitte will auftrumpfen. Allen voran der SPD-Fraktionschef Jan-Hinrich Fock und sein Kollege Hartwig Kühlhorn von der CDU. Sie haben ihre ganz eigenen Vorstellungen von der Neugestaltung des Geländes am Zirkusweg, dem Terrain des geschlossenen Hafenkrankenhauses. Am Dienstag hat die Bezirksversammlung Mitte auf Antrag beider Fraktionen beschlossen, „planungsrechtliche Voraussetzungen für den Bau von familiengerechten Wohnungen zu schaffen“– nachdem die Pläne für ein Sozial- und Gesundheitszentrum fast fertig sind.
Der Clou: Die Zukunft des Grundstücks, dessen Wert zwischen zehn und zwanzig Millionen Mark liegen dürfte, liegt eigentlich in den Händen der Stadtentwicklungsbehörde (STEB). Nach der Verwaltungsreform soll den Bezirken jedoch in puncto Bebauungspläne mehr Einfluß eingeräumt werden. Die Einzelheiten dieser Neuregelung befinden sich jedoch noch in der Feinabstimmung. Die Bezirkspolitiker befürchten nun, daß die Planungshoheit für die Sahnegrundstücke bei der STEB verbleibt.
Damit würden die Bezirke entmachtet, befürchtet Fock. „Wir haben unsere politischen Wunschvorstellungen jedenfalls deutlich gemacht.“Neben dem Gesundheitszentrum und dem geplanten Altenwohnblock sollen am Zirkusweg zusätzlich Wohnungen für Familien hochgezogen werden. Das ist aber nur möglich, wenn entweder die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft GWG bei den geplanten Altenwohnungen oder die Vorkämpfer für ein Gesundheitszentrum bei ihren Plänen Abstriche machen.
Das vom Forum St. Pauli eingesetzte Planungsbüro hat für das Gelände zwischen Landungsbrücken und Millerntor eine „intelligente Form der Gesundheitsversorgung“vorgesehen: Vernetzte Arztpraxen, eine Obdachloseninitiative und eine Tagesstätte für Suchtkranke. Außerdem eine psychiatrische Krisenintervention, ein Bewegungszentrum und eine Notfallambulanz. Zur Zeit kämpft das Planungsbüro mit der Sozialbehörde, den Kassen und Sponsoren um ein tragfähiges Finanzierungskonzept.
SPD-Fraktionschef Fock sieht sich und seine Pläne derweil im Einklang mit dem rot-grünen Koalitionsvertrag, in dem ausdrücklich vermerkt ist, daß das ehemalige Hafenkrankenhausgelände nicht ohne die Zustimmung des Bezirks neugestaltet werden soll. „Und darauf werden wir pochen“, so seine Ankündigung.
Lisa Schönemann
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