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Führendes Hamas-Mitglied erschossen aufgefunden

■ Islamisten beschuldigen Israel. Medien spekulieren über Machtkampf in der Organisation

Ramallah/Jerusalem (AP/rtr) – Ein tot aufgefundener Attentäter der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas ist nicht bei einer versehentlichen Bombenexplosion getötet, sondern zuvor erschossen worden. Zu diesem Ergebnis kam gestern ein palästinensischer Mediziner nach der Untersuchung der Leiche von Muhi ad- Din Scharif. Das führende Hamas- Mitglied soll für mehrere Selbstmordanschläge in Israel verantwortlich gewesen sein, darunter auch zwei im Juli und September 1997 in Jerusalem.

Am Sonntag war ein mit Dutzenden Kilogramm Sprengstoff präparierter Wagen in einer Garage in der Stadt Ramallah im Westjordanland explodiert. Scharif war dabei so sehr verstümmelt worden, daß die Identifizierung mehrere Tage dauerte. Gestern erklärte der palästinensische Arzt, tatsächlich sei das Hamas-Mitglied an drei Schüssen in die Brust und ins Bein gestorben.

Scharif war der meistgesuchte Attentäter im Westjordanland. Nach israelischen Angaben stand er an der Spitze der Es-Eddin al- Kassim, dem bewaffneten Arm von Hamas.

Scharif galt als Nachfolger von dem Bombenbauer Jahja al- Ajasch. Der „der Ingenieur“ genannte Islamist war 1996 vom israelischen Geheimdienst mit Hilfe eines mit Sprengstoff präparierten Mobiltelefons ermordet worden. Hamas verübte daraufhin vier Selbstmordanschläge, um den Tod Ajaschs zu rächen.

Hamas machte gestern Israel für Scharifs Tod verantwortlich. Der Chef der Organisation, Abdal-Asis al-Rantissi sagte in Gaza- Stadt, er zweifele nicht, daß Scharif Opfer eines israelischen Anschlags geworden sei, und kündigte Vergeltung an. Israels Ministerpräsident Netanjahu wies die Anschuldigung zurück. Israelische Medien spekulierten über einen Machtkampf in der Hamas-Führung.

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