: Zartbitter ist auch bei Bananen noch lange nicht süß
■ Fair gehandelte Bananen erobern immer größere Marktanteile und sind nun auch in Deutschland erhältlich. Ökologisch und politisch korrekt sind sie jedoch noch lange nicht
Berlin (taz) – Die Fruchtmultis versuchen alles, um ihre Markteinführung zu verhindern. Trotzdem hat die für fairen Handel eintretende Organisation TransFair angekündigt, künftig auch Deutschland mit sogenannten fairen Bananen zu beliefern. Es geht um ein Riesengeschäft: Wenn jeder Inländer 14 Kilo Bananen im Jahr konsumiert und der Importeur sechs US-Dollar für die Standardkiste (18,4 Kilo) zahlt, geht es allein auf dem deutschen Markt um einen Umsatz von zirka 365 Millionen US-Dollar im Jahr.
In der Schweiz haben „faire“ Bananen unter dem holländischen Markennahmen Max Havelaar bereits einen Marktanteil von 15 Prozent erreicht. Statt der sechs bekommen die Produzenten derzeit 7,75 US-Dollar pro Kiste, die Differenz soll direkt „den Arbeitern zugute kommen“. Aber: Auch die Max-Havelaar-Banane ist ein Produkt monokultureller Plantagenwirtschaft und keine Öko-Frucht.
Ähnlich verhält es sich mit der TransFair-Banane, die nur insofern ein Produkt des fairen Handels, als ein geringer Aufpreis für „ökosoziale Korrekturen“ bestimmt ist. Das Geld fließt jedoch nicht etwa in Projekte lokaler Umweltgruppen oder NGOs, sondern an den Plantagenbesitzer, dem eine gewisse „Sozialarbeit“ sowie ein reduzierter Chemieeinsatz abverlangt werden.
Anders ausgedrückt: Bisher gibt es in Deutschland fast ausschließlich die sogenannten bitteren Bananen der Multis, die unter massivem Einsatz von Pestiziden angebaut und von geringst entlohnten und ungeschützten Arbeitern geerntet werden. Ein Kilo Chiquita- Bananen aus Costa Rica kostet rund 3,50 Mark, ist also billiger als die gleiche Menge einheimischer Äpfel. Die ökologischen und sozialen Folgekosten werden nicht an die Verbraucher weitergegeben, sondern gehen zu Lasten der Arbeiter und der Umwelt – ein typischer Fall von Kostenexternalisierung, an dem auch „zartbittere“ TransFair-Früchte wenig ändern.
Ein Lichtblick kommt jedoch aus dem hessischen Gelnhausen, wo die Fair-Trade-Organisation Banafair sitzt, die vor Jahren noch Soli-Bananen aus Nicaragua importierte – bei denen allerdings ökologische Kriterien auch keine Rolle spielten. Banafair will im Sommer mit dem Import organischer Bananen aus Talarnaca beginnen.
Kooperationspartner vor Ort sind drei Organisationen von Kleinstproduzenten. Es wird garantiert keine einzige Chemikalie appliziert, die Bauern betreiben keine Monokultur, neben die Bananenpflanzen werden Kakao, Mangos und Ingwer gepflanzt. Bislang liefern die indianischen Bauern ausschließlich an den amerikanischen Babynahrungsproduzenten Gerber, der die Bananen zu Püree verarbeitet. Durch den Export nach Deutschland erhoffen sich die Indios eine Verdoppelung ihres Einkommens. Banafair hat angekündigt, den Öko-Aufpreis in einen Solifonds vor Ort einzuzahlen, der NGO-Projekte und alternative Produktionsformen wie Fischzucht oder den Anbau von Palmito (Palmherzen) und Ingwer fördert, um die landwirtschaftliche Diversifizierung im Bananengürtel Costa Ricas vorantreiben. Klaus Jetz
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