Unionisten lehnen nordirischen Friedensplan ab

■ UUP-Chef Trimble verlangt „radikal andere Vorschläge“ als den des US-Vermittlers Mitchell

Glasgow (taz) – Nordirlands Unionisten haben gestern den Friedensplan abgelehnt, den der frühere US-Senator George Mitchell den Verhandlungsparteien vorgelegt hatte. „Das ist nichts, das wir der Mehrheit in Nordirland empfehlen könnten“, sagte Unionistenchef David Trimble. In einem Telefongespräch mit dem britischen Premierminister Tony Blair verlangte Trimble „radikal andere Vorschläge“. Ein Sprecher von Trimbles Ulster Unionist Party sagte: „Auf der Basis dieses Papiers bestehen keine Aussichten auf eine Einigung bis Donnerstag.“

Mitchell, der die Verhandlungen seit vergangenem Sommer leitet, hatte eine Frist gesetzt, die morgen um Mitternacht abläuft. In der Nacht zu Dienstag hatte er den acht Parteien am Runden Tisch sein 65seitiges Vorschlagspapier übergeben, gleichzeitig aber eingeräumt, daß er wohl etwas falsch gemacht haben müsse, falls eine Partei das Papier sofort unterschreiben wolle. Das Dokument sei für alle Seiten schmerzhaft, sagte Mitchell. Über den Inhalt hat er Stillschweigen verhängt. Klar ist jedoch, daß sich der unionistische Unmut gegen die vorgesehenen gesamtirischen Institutionen richtet. Trimble warf der irischen Regierung gestern vor, ein Mitspracherecht in nordirischen Angelegenheiten durchsetzen zu wollen.

Ob der Friedensplan tatsächlich gescheitert ist oder ob Trimble sich lediglich gegen die Hardliner in der eigenen Partei absichern und seine Verhandlungsposition verbessern will, wird sich morgen nacht herausstellen. John Alderdice von der gemäßigten unionistischen Alliance Party forderte Blair auf, die Verhandlungen selbst in die Hand zu nehmen: „Wenn er einen Deal will, sollte er schleunigst herkommen.“ Ralf Sotscheck