Pädagogen für die Justizbehörde

■ Senatorin gegen „polizeiliche Erziehung“Jugendlicher

Einer „polizeilichen Erziehung“von Jugendlichen steht Hamburgs Justizsenatorin skeptisch gegenüber. Vor dem „Hamburgischen Richterverein“erteilte Lore Maria Peschel-Gutzeit gestern der Anregung des niedersächsischen Kriminologen Christian Pfeiffer eine Absage, der Polizei die Kompetenz zu geben, mit jugendlichen Straftätern ermahnende Gespräche zu führen, um anschließend die Ermittlungen selbst einzustellen. Pfeiffer hatte dies im vergangenen Sommer bei der Vorstellung seiner Studie über Jugenddelinquenz in Hamburg vorgeschlagen.

Auch Peschel-Gutzeit sieht angesichts des „besorgniserregenden“Anstiegs der Jugendkriminalität die Notwendigkeit, schnell auf Straftaten zu reagieren, wie sie bei ihrem Vortrag über „Aktuelle Probleme der Justiz“betonte. Das Vormundschaftsgericht könne statt dessen „mobile Pädagogengruppen“bilden, um mit straffälligen Jugendlichen Gespräche zu führen.

Dafür, daß Gerichtsverfahren sich oft über Jahre hinzögen, sei jedoch nicht die Justiz alleine verantwortlich. „Wir sind ein Volk von Klägern“, so Peschel-Gutzeit. Auf 100.000 HamburgerInnen kämen bereits 26 RichterInnen. Konsequenterweise spart die Justizbehörde überwiegend an Personalkosten. Als „aktuelles Problem“erwähnte Peschel-Gutzeit auch die Drogenpolitik. Dringend mahnte sie an, den Erwerb und Besitz geringer Mengen von Drogen zum Eigengebrauch nicht länger zu bestrafen. „Wer Eigengebrauch unter Strafe stellt, lebt an der Realität vorbei.“Peschel-Gutzeit forderte kontrollierte Heroinabgabe an KonsumentInnen. Elke Spanner