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Marsch nach rechts

■ Ex-Apo Horst Mahler schreibt in „Junge Freiheit“ über Erbe der 68er: Zweite Steinzeit

Berlin (taz) –Bekloppt oder rechtsradikal? Oder beides? Diese Frage stellt sich bei der Lektüre der Wochenzeitung Junge Freiheit eigentlich ständig. Seit gestern wird wohl mancher auch an Verstand und Gesinnung von Horst Mahler zweifeln. Der Mitgründer des Berliner „Sozialistischen Anwaltskollektivs“ und ehemalige RAF-Terrorist veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe der JF Gedanken zum „Erbe der Achtundsechziger“.

In der Vergangenheit hatte das rechte Wochenblatt schon mehrfach versucht, durch vermeintlich linke Autoren, wie etwa Wolfgang Templin, Aufsehen zu erregen. Mahlers Beitrag klingt so: „Wir erleben dieses Resultat der Kulturrevolution von 1968 jetzt als die Hölle, denn mit Tradition und Religion ist unsere sittliche Substanz verflogen. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind.“

Horst Mahler, selbst zu insgesamt 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, erreichte 1988 durch ein Urteil des Bundesverfassungsgericht die Wiederzulassung als Rechtsanwalt. Mahlers gestriger Ausflug an den rechten Rand dürfte ehemaligen Weggefährten rätselhaft bleiben: „So ist als Folge der kulturellen Defundamentalisierung das Heidentum auferstanden... Als kulturloses Volk leben wir in einer zweiten Steinzeit.“ Robin Alexander

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