: Lokalkoloratur
Die Sozialdemokratie hat sich binnen weniger Wochen durch und durch zu einer Vereinigung von Optimisten gewandelt. Jürgen „Eddie“Mantell, Eimsbüttels Bezirksamtsleiter und von der SPD, rechnet zum Beispiel nicht mit einem Parteiausschlußverfahren wegen Entheiligung des höchsten Feiertags der Arbeiterbewegung. Er erlaubt nämlich, daß am ersten Mai die Geschäfte der Straßenfest feiernden Osterstraße öffnen dürfen. „Es sind nur 17 Geschäfte“, sagt er, und die hätten ohnehin ihren Stand „auf dem Volksfest“. „Es bleibt die absolute Ausnahme und wir verfahren mit solchen Sondergenehmigungen sehr restriktiv“, erbittet Mantell Verständnis und Nachsicht. Ob das Gnadenersuch erhört werden sollte, bleibt jedoch zweifelhaft, offenbart Mantell noch weitere sündige Abweichungen von der sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Lehre: Generell könne er sich „persönlich“beim Ladenschluß „eine gewisse Flexibilisierung schon vorstellen“. sim
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
