: Kämpfe vor Gesprächen
■ Bei Friedensgesprächen für Afghanistan fordern Taliban eine „islamische Lösung“
Islamabad (AFP) – Die ersten direkten Friedensgespräche zwischen den Bürgerkriegsparteien in Afghanistan sind von schweren Kämpfen überschattet worden. Zum Auftakt der Verhandlungen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad verlangte die radikalislamische Taliban-Miliz gestern eine „islamische Lösung“ für das nach fast 20 Jahren Bürgerkrieg weitgehend zerstörte Land. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, daß der politische Dialog zu nichts führe.
Bei den Gesprächen unter Vermittlung der UNO und der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) verhandelten die Taliban mit einer neunköpfigen Delegation der Allianz ihrer Gegner. Ungeachtet der vor zehn Tagen vereinbarten vorläufigen Waffenruhe griffen Kämpfer der Taliban am Samstag im Norden Afghanistans gegnerische Stellungen an. Die Gefechte zählen zu den heftigsten der vergangenen Monate.
Taliban-Chef Mullah Muhammad Omar wiederholte die Forderung, eine Entscheidung über die Zukunft Afghanistans könne nur ein Ausschuß islamischer Gelehrter beider Seiten treffen, der sich an die Richtlinien des islamischen Rechts halten solle. Bei den Gesprächen sollte es um einen dauerhaften Waffenstillstand, den Austausch von Gefangenen und humanitäre Hilfe aus dem Ausland. Die Taliban-Gegner wollten auch über politische Fragen reden wie etwa ein Abkommen über die Teilung der Macht in einer gesamtafghanischen Regierung. Auf die Friedensgespräche hatten sich die Bürgerkriegsparteien am 17. April unter Vermittlung des US-Sondergesandten Bill Richardson geeinigt.
Der Anti-Taliban-Allianz gehören der frühere afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani, der Kriegsherr Ahmed Schah Massud, der Usbekenführer Abdul Raschid Dostum und die Schiitenmiliz Hesb-i-Wahdad an. Sie beherrschen gemeinsam das nördliche Drittel Afghanistans. Die Taliban- Miliz kontrolliert den Rest des Landes mit der Hauptstadt Kabul und hat dort einen radikal-islamischen Gottesstaat errichtet.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen