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Zeitungsvertrieb auf U- und S-Bahnhöfen in Gefahr

■ Urteil des Bundesgerichtshofs schafft Sonderstellung der Bahnhofsbuchhandlungen ab

Wer sich bislang die New York Times, die Prawda oder den Guardian am Bahnhof holte – weil es diese Zeitungen anderswo gar nicht gibt –, der könnte demnächst mit leeren Händen nach Hause gehen müssen. Das internationale Angebot und die Auswahl an kleineren Regional- oder Wochenzeitungen an Bahnhofsbuchhandlungen und -kiosken ist gefährdet.

Nach langen juristischen Auseinandersetzungen um die Belieferung der 130 Zeitungskioske auf U- und S-Bahnhöfen in Berlin droht nun eine radikale Einengung des Presseangebots. Darauf machte der Geschäftsführer der Bahnhofs-Handelsgesellschaft BHG, Gregor Kilidjian, gestern aufmerksam. Mit der Abschaffung der Sonderstellung von Kiosken auf S- und U-Bahnhöfen beim Pressevertrieb durch den Bundesgerichtshof habe man einen schweren Rückschlag erlitten. Das Urteil werde auf absehbare Zeit weitgreifende Auswirkungen auf den gesamten Bahnhofsbuchhandel haben.

Hintergrund des Streits um die Direktbelieferung war der Versuch einiger Verlage, die bislang gewährten hohen Vertriebsspannen des Bahnhofsbuchhandels um 15 Prozent zu kürzen. Weiter sollten die Presse-Verkaufsstellen durch Grossisten zu geringeren Vertriebsspannen beliefert werden, die ganz oder mehrheitlich großen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen gehören.

Mit der verbleibenden Spanne ließen sich jedoch nur einige wenige, gut verkäufliche Objekte, nicht aber die volle Palette inund ausländischer Presseerzeugnisse vertreiben, erklärte Kilidjian. Derzeit führen die Zeitungskioske zwischen 1.500 bis 3.500 Titel. Als Konsequenz des Urteils müßten dann auch viele Kioske geschlossen werden, die Arbeitsplätze von rund 550 Mitarbeitern seien in Gefahr.

Kilidjian kündigte an, daß sein Unternehmen auch künftig nur mit den Verlagen zusammenarbeiten werde, die direkt beliefern. Zeitungen und Zeitschriften, die zwangsweise über Grossisten bezogen werden sollen, würden damit aus dem Angebot verschwinden. „Dann wird sich die Berliner Presselandschaft verändern, so Kilidjian.“ taz, dpa

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