Schlamm und Bass

■ Zwei gute Gründe, Hamburg zu verlassen: die Open-air-Festivals „Hurricane“in Scheeßel und „Roskilde“in Dänemark

Manchmal verspürt man einen gewissen Reiz am Entsetzen. Was sonst könnte der Grund dafür sein, daß sich jedes Jahr im Sommer Myriaden von Menschen aufmachen, um ein Open-air-Festival zu besuchen? Schlaflose Nächte auf unbequemen Isomatten. Körperliches Unwohlsein aufgrund von Alkohol-Abusus. Wahrnehmungsschwierigkeiten ob der Einnahme halluzinogener Rauschmittel. Und Schnupfen, da der Musikliebhaber vier Tage lang in durchgeregneten, klammen Klamotten herumgelaufen ist.

Wer aber solche Anstrengungen und Mühen nicht scheut, wird mit guter Musik belohnt. Alle großen Bands sind im Sommer unterwegs, um die Festivals abzuklappern. So lesen sich die Besetzungslisten wie das Who's who des Pop. Das ist auch beim Hurricane in Scheeßel und beim 28. Roskilde Festival – den bei den Hamburgern beliebtesten Großveranstaltungen – nicht anders.

So treten in Scheeßel, das zwischen Hannover und Bremen liegt, am 20. und 21. Juni Größen wie die Beastie Boys, Björk, Iggy Pop, Pulp oder Sonic Youth auf. Ein doppelt attraktives Billing: Alle Hauptacts waren dieses Jahr noch nicht auf regulärer Deutschland-Reise, und auch die Auswahl des Vorprogramms beweist Geschmack. Hazeldine und Notwist sind schwer im Kommen. Im dänischen Wikingerstädtchen spielen vom 25. bis zum 28. Juni ergänzend Tortoise, Morrissey, Portishead und die Jon Spencer Blues Explosion. Ein Highlight ist einer der seltenen Auftritte der deutschen Elektronik-Veteranen Kraftwerk. Wer sich auf solchen Mammut-Happenings auskennt, weiß, daß nicht unbedingt die großen Namen auch für große Auftritte stehen. Häufig treten die Musiker erst mitten in der Nacht auf und treffen auf ein Publikum, das durch mehrstündige Dauerbeschallung schon mürbe gemacht wurde. Statt dessen suchen sich wahre Musik-Nerds die noch unbekannten Bands aus. Vor allem in Roskilde, wo auf mehreren Bühnen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, kann man seine neue Lieblingsband entdecken, und seit die Dänen auch auf Club- (respektive Zelt-)Atmosphäre und nicht mehr nur auf die klassischen Großkonzerte setzen, kann man auch House und Elektronika hören. Das Angebot hat sich verbessert, seitdem nicht nur Gitarren, sondern auch Turntables auf dem Festivalgelände zugelassen werden. Endlich heraus aus Schlamm und Matsch – hinein in Drum und Bass.

Eberhard Spohd

 Verlosung: Sowohl für Scheeßel als auch Roskilde verlosen wir Doppelkarten – für jeweils alle Tage und mit Campingplatzbenutzung. Die ersten, die heute zwischen 12.30 und 12.40 Uhr unter der Nummer 38 90 17 41 anrufen und den Spruch „Wir lieben gute Rockmusik, und wir lieben das Bad im Schlamm“aufsagen, gewinnen. Viel Glück.