: Denkmäler der Natur: Schönheit ohne Kunst
■ Die Landschafts-Highlights der Erde in Text und Bild. Eine Traumvorlage für Weltreisen
Besser könnte die Welt nicht eingerichtet sein: beeindruckende, wohlgeformte Natur, fast ohne Menschen und so bedingungslos schön, als wäre sie von Ästheten erfunden worden. Ein Buch läßt sie Revue passieren unter dem Titel: „Das Naturerbe der Menschheit – Landschaften und Naturschätze unter dem Schutz der Unesco“.
Der Verlag Frederking und Thaler, der seit Jahren immer wieder aktuell das gesamte Unesco- Welterbeprogramm dokumentiert (und damit das Buch zur Fernsehserie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ herausbringt), hat nun den Leckerbissen Naturerbe gesondert bearbeitet. In großformatigen Stimmungsbildern und ausführlichen, erklärenden Texten zeigt dieser Bildband, welche Naturlandschaften die Unesco in den vergangenen 25 Jahren unter ihre Fittiche genommen hat.
Es sind derzeit 108 Naturerbegebiete. Und es sind weltweit die Highlights. Gebiete, die so selten geworden sind wie der osteuropäische Urwald Bialowieza, die so schön sind wie der Kilimandscharo, so einmalig wie die Galapagosinseln oder so überragend wie der Sargarmatha, im Westen gemeinhin als Mount Everest bekannt. Er ist nicht bloß der höchste Berg der Welt, sondern er gilt den Nepalesen als „Himmelskönig“ und den Tibetern als „Göttin-Mutter der Erde“.
Die Aufnahmekriterien der Unesco legen in der Tat größten Wert auf das Besondere. In ihre illustre Erbengemeinschaft findet nur Eingang, wer ein Beispiel für einen außergewöhnlichen, überragenden oder universellen Wert abgibt. Auf diese Weise will die Unesco weltweit die Akzeptanz für Naturschutzbemühungen fördern.
Das Programm setzt auf der Ebene der Bewußtseinsbildung an. Ob damit allerdings auch ein praktischer Nutzen für die prämierte Natur verbunden ist, verrät uns der Bildband leider nicht. Stellt die Konvention – neben den geltenden Naturschutzregelungen – eine spezielle Schutzkategorie dar? Gehen damit besondere Maßnahmen oder Auflagen oder (finanzielle) Hilfeleistungen einher? All das sind offene Fragen. Aus den Texten geht lediglich hervor, daß es sich bei den Objekten in aller Regel um Nationalparks handelt – zu deren Pflege haben sich die Länder ohnehin verpflichtet.
Indes: Man kann diese Bilderbuchreise um die Welt genießen. Und sich in die schöne Natur hineinträumen. Wie viele kleine Lockrufe aus der Wildnis wirken die Tips über Zugangsmöglichkeiten, die man als Besucher hat. Mal wird die beste Pkw-Verbindung angegeben, in anderen Fällen auf Exkursionen verwiesen oder auf besondere Genehmigungen. Das Naturerbeprogramm ist zweifellos eine exquisite Programmvorlage für ausgedehnte Weltreisen – und sei es auch nur in der Phantasie. Christel Burghoff
Peter Göbel: „Das Naturerbe der Menschheit – Landschaften und Naturschätze unter dem Schutz der Unesco“. Frederking & Thaler, München 1997, 58 DM
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