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Verwarnung für Verkehrssenator

Warum Jürgen Klemann vergangene Woche auf der Stadtautobahn von Polizisten gestoppt wurde, in den Lauf einer Pistole blickte und ins Röhrchen blasen mußte  ■ Von Plutonia Plarre

Der Fahrer der schwarzen Limousine hatte es auf der Stadtautobahn kurz vor Mitternacht offenbar sehr eilig. Bevor er die Abfahrt Grazer Damm in Schöneberg hinunterbrauste, überholte er noch einen Polizeimannschaftswagen und scherte – ohne zu blinken – unmittelbar vor diesem von der linken auf die rechte Spur.

Angesichts eines derartig respektlosen Umgangs mit der Polizei beschließen die Beamten, den Wagen zu stoppen. Doch die Lautsprecherdurchsage bleibt ohne Reaktion. Unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn gelingt es endlich, den Mercedes E200 auf dem Grazer Damm zum Halten zu bringen. Sieben Beamte in Kampfmonitur umstellen das Fahrzeug. Einer zieht die Dienstpistole. Zur Eigensicherung, wie es später zur Begründung aus Polizeikreisen heißt. „Schließlich hätte der Fahrer der geschniegelten Limousine auch ein Angehöriger der Russenmafia sein können.“ Seit zwei Polizisten im Mai 1996 von einem betrunkenen Autofahrer bei einer Wagenkontrolle in Hellersdorf erschossen wurden, wird die Eigensicherung großgeschrieben.

Das Problem war nur: Am Steuer des schwarzen Mercedes saß in der Nacht von Sonntag auf Montag vergangener Woche kein Russenmafioso, sondern Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU). Aber das erkannten die Beamten zunächst nicht. Auch der Aufforderung, das Fenster herunterzukurbeln, kam Klemann nicht nach. Weil er den Wagen nicht regelmäßig fahre, habe er Probleme gehabt, den Knopf für den elektrischen Fensterheber zu finden, zitierte gestern die Bild-Zeitung.

Als Klemann den richtigen Schalter endlich gefunden hatte, herrschte er die Beamten aufgebracht an: Ob sie nicht wüßten, wen sie vor sich hätten? Doch die ließen sich nicht beirren, verlangten die Ausweispapiere und kündigten einen Alkoholtest an. Nun verlor Klemann gänzlich die Fassung, schrieb Bild weiter. Selbst als er seine Identität belegte, blieb es dabei, er mußte ins Röhrchen blasen. Das Ergebnis: 0,00 Promille. Drei Beamte sind Zeugen der Prozedur, die übrigen hatten auf Geheiß des Gruppenleiters zur Beruhigung der Situation im Mannschaftswagen aufsitzen müssen. Danach bat Klemann den Gruppenleiter wütend um ein Vier-Augen-Gespräch. Aus Polizeikreisen heißt es, er habe sich in dem Gespräch über den Einsatz der Dienstpistole beschwert und die Dienstnummern verlangt. Als ihn der Gruppenleiter über die Hintergründe der Eigensicherung aufgeklärt hatte und ihn mit einer mündlichen Verwarnung für die „geringfügig“ überhöhte Geschwindigkeit davonkommen ließ, sei Klemann friedlich davongefahren.

Klemanns Pressesprecherin Petra Reetz dementierte gestern vehement jegliches herrische oder cholerische Verhalten ihres Chefs in jener Nacht. „Das bestreitet er heftig. Das ist auch nicht seine Art.“ Klemann habe lediglich um ein Vier-Augen-Gespräch gebeten, um dem Gruppenleiter seine Gedanken zu der vorgehaltenen Pistole mitzuteilen: „Seine Sorge ist, daß ältere, schreckhaftere Menschen dabei tot umfallen könnten.“ Den Fahrstil des Verkehrssenators beschreibt seine Pressesprecherin mit den Worten: „Vielleicht“ sei er etwas zu schnell gefahren. „Auch über Blinker will er nicht streiten.“

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